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Krieg oder Frieden, gut oder böse, anständig oder unanständig - an Euphrat und Tigris ist zwar noch nicht ein Schuß gefallen ist, doch leben wir schon mitten im Krieg. Er findet in den Köpfen und Herzen statt, ein Hauptkriegsschauplatz ist Deutschland.
Gefochten wird mit Worten. Sie werden zu Schlagworten - oft auch zu Totschlagworten. Friedensbewegte verunglimpfen, ganz unfriedlich, jeden, der nicht bei ihren Demos mitmarschiert, als Kriegstreiber und potentiellen Massenmörder. Von der anderen Seite tönt es zurück: Unterstützer eines blutrünstigen Diktat ors, Totengräber der "westlichen Wertegemeinschaft".
"Gerade wir Deutschen ..." - diese so oft mißbrauchte Floskel paßt hier ausnahmsweise einmal: In unserem Volk leben heute noch Millionen, die aus eigener Erfahrung wissen, was Krieg und seine unmittelbaren "Begleiterscheinungen" (zum Beispiel Flucht und Vertreibung) im konkreten Leben bedeuten. Kein Wunder also, daß "Krieg oder Frieden" gerade für uns Deutsche keine nebensächliche, sondern eine stark emotional aufgeladene Kernfrage ist. Und es ist auch normal, daß jeder aus seinem Empfinden heraus seine eigene, ganz persönliche Antwort finden muß, geprägt von individuellen Erinnerungen (bei den Älteren) oder individuell erworbenem "Wissen aus zweiter Hand" (bei den Jüngeren).
An diesem Punkt wird es gefährlich, denn hier beginnt die Manipulation. Statt sauberer historischer und politischer Information wird (insbesondere seit dem legendären Jahre 68) Ideologie vermittelt: Stimmung statt Fakten, moralischer Zeigefinger statt Respekt vor der Meinung Andersdenkender. Extrem zugespitzt zeigt sich das, wenn es um Amerika geht.
Lange galt der Automatismus: US-Interessen und deutsche Interessen sind identisch (was in Wahrheit oft hieß: Es hat vorsichtshalber gar keine deutschen Interessen zu geben). Dagegen trat die 68er-Linke an mit ihrem rigorosen Antiamerikanismus (= Antikapitalismus = Anti- faschismus = Prosozialismus). Inzwischen sind die Frontlinien durcheinandergeraten. So mancher, der vor Jahresfrist von den Linken noch als Rechtsradikaler beschimpft wurde, marschiert nun - zumindest im Geiste - munter mit, friedliebend mit dem ideologischen Feind vereint hinter roten Fahnen.
Es ist höchste Zeit, daß sich die Dinge in Deutschland wieder normalisieren. Daß man amerikanische Politik kritisieren darf, ohne als blindwütiger Amerikahasser abgestempelt zu werden, daß man es aber auch für richtig halten kann, Saddam Hussein mit allen - auch militärischen - Mitteln in die Schranken zu verweisen, ohne gleich als kriegslüsterner, blutrünstiger Amerikaknecht zu gelten.
Allzu lange hat Gerhard Schröder mit seiner Friedenslüge das ganze Volk polarisiert und so davon ablenken können, daß es in Deutschland Wichtigeres zu tun gibt, als wegen eines Krieges, der noch gar nicht stattfindet, aufeinander einzuprügeln. Wir brauchen jetzt endlich Antworten auf die wirklich brennenden Fragen - und nicht auf solche, die noch niemand gestellt hat. |
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