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Die einen belächelten sie, die anderen waren durchaus von ihrem Mut angetan. Als Florence Foster Jenkins 1944 die berühmte Carnegie Hall in New York mietete, um dort ihre Sangeskunst zum besten zu geben, stand die musikalische Welt Kopf, zu sehr strapazierte die "Königin der Nacht" in ihren selbst entworfenen, phantasievollen Roben das hohe C. Nach einem Autounfall, so besagt eine Anekdote, habe sie sogar ein höheres F als zuvor singen können, ob allerdings das vor den Ohren Musiksachverständiger Gnade fand, bleibt dahingestellt. Der Schuldige an dem Unfall jedoch wurde von Florence großzügig mit einer Kiste Zigarren belohnt. Ihren Triumph konnte die Sängerin von eigenen Gnaden allerdings nicht lange auskosten. Nur einen Monat nach ihrem großen Auftritt in der Carnegie Hall starb die alte Dame, immerhin schon 76 Jahre alt.
Immer wieder finden Menschen den Mut, selbst die Initiative zu ergreifen, getreu dem Motto: Wenn die Welt schon nichts für mich tut, dann will ich etwas für mich tun. Sie mieten kleinere Säle, um einem größeren Publikum als der Familie etwas vorzutragen; sie tingeln gar durch die Lande. Was nun allerdings die eigenwillige Rock- und Country-Sängerin Barbara Clear wagte, hat Erstaunen und Bewunderung gleichermaßen erregt. Sie mietete für sage und schreibe 60.000 Euro die Münchner Olympiahalle und stand dort auf der Bühne, wo sonst Pop-Ikonen wie Britney Spears oder Robbie Williams die Massen begeistern. Barbara Clear jubelten rund 8.000 Fans zu, als sie drei Stunden lang eigene Kompositionen und auch ihre Interpretationen von Songs aus den Charts sang. Von Madonna, Janis Joplin, den Eagles, Led Zeppelin bis hin zu amerikanischen und irischen Folk-Klassikern reicht ihr Repertoire. Am liebsten aber singt sie jetzt ihre eigenen Kompositionen: "Meine Lieder sind Lebewesen", sagt sie. "Sie entstehen, sie wachsen, und sie entwickeln ihr Eigenleben im Dialog mit dem Publikum." Auf die heute gängige Computermusik, auf Glamour und die große Show legt die in Bad Homburg geborene und heute im bayerischen Hulthum lebende Künstlerin keinen Wert. "Ich will nicht manipulie-ren, sondern als Mensch und Musikerin überzeugen." Und das tut sie, nur mit ihrer Stimme und der Gitarre. Handgemachte ehrliche Musik, pur, ohne Tricks und künstliche Untermalung, das ist es, was viele Leute heute wollen, das ist es, was Barbara Clear bietet. Auf einen Manager kann und will sie verzichten. Mehrere CDs hat sie bereits produziert, ihre Konzerte sind gut besucht, auch Preise hat sie schon für ihre Musik erhalten; Dinge, von denen die durch Fernsehshows gesuchten Superstars noch immer träumen. Auf Dauer zählt eben doch noch Können und nicht "Klüngeln" hinter den Kulissen.
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