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Auf einer Terrasse im heißen Wüstenwind sitzen zwei Männer. Tadeus schwärmt: "... pechschwarze Augenbrauen und stark geschwungen. Die Haut ist von einem warmen Braun, ihre Augen sind schwarz. Ihre Nase ein Wunderwerk an Geradheit, sie ist fein und energisch. Sie war sehr zart und ein paar Jahre jünger." Er ist fasziniert von einer Frau, die ihm immer wieder Rätsel aufgibt, und er erzählt Paul, dem anderen Mann, seine Geschichte.
Tadeus ist in der dritten Generation Ethnologe, erforscht die Völker dieser Welt. Sein Großvater ist auf abenteuerliche Weise auf einer Expedition im Urwald verschollen. Nach einer Exkursion durch den Sudan und Ägypten rieten Ärzte Tadeus von weiteren Reisen ab; seine Gesundheit werde Schaden nehmen. Seither schreibt er Artikel über Wüstenvölker im Hamburger Völkerkundemuseum . Seine Feldstudien unternimmt er nur mit Hilfe des Globus, vergräbt sich geradezu in seine vier Wände. Bis eines Tages die rätselhafte Marokkanerin Assia, eine Malerin, im Museum auftaucht. Für beide beginnt eine schicksalhafte Liebe. Nach einem verhängnisvollen Ereignis in Hamburg ist Assia plötzlich verschwunden. Tadeus folgt ihrer Spur bis nach Marokko. Oft hatte Assia von Mogador geredet, dem Ort, an den sie immer wieder zurückkehre. In dieser Wüstenstadt trifft Tadeus auf Paul, der hier schon seit Jahren als Galerist und Autor lebt. Nach und nach erfährt er nun Einzelheiten aus der Lebensgeschichte von Tadeus. Immer wieder aber ist Assia, diese rätselhafte Frau, Thema zwischen den beiden. Wird Paul Tadeus helfen können?
Andreas Kollender gelingt es mühelos, mit seinem neuen Roman "Vor der Wüste" den Leser mit nach Marokko zu nehmen. Man meint selbst auf dieser Terrasse unter der Markise zu sitzen, den Wüstenwind, die Hitze, das glitzernde Meer, den unendlich blauen Himmel und das grelle Licht zu spüren. Dabei hört man eine Geschichte, die einen trotz der lastenden Hitze manchmal frösteln läßt. Barbara Mußfeldt
Andreas Kollender: "Vor der Wüste", München 2004, dtv, 215 Seiten, 15 Euro
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