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Ein Beispiel für die eigenständige, als endgültiges Produkt angelegte Zeichnung Willmanns ist die „Allegorische Huldigung des Joachim von Sandrart“, eine Apotheose, die den ganzen Apparat hochbarocker Ruhmeskunst mobilisiert. Der Künstler empfahl sich damit dem berühmten Autor des großen Künstlerlehrbuchs „Teutsche Akademie“ - und hatte Erfolg: Sandrart (1606-1688) nahm eine Würdigung Willmanns in die folgende lateinische Ausgabe des Buches auf: „Michael Willmann, Maler in Leubus. Dessen Lobspruch muß hier angefügt werden, bevor ich dieses Werk mit Glück vollende“, schrieb Sandrart 1683 in seiner „Academia nobilissima Artis pictoriae“:
„Eine natürliche Neigung führte ihn zur Malerei , und schon als heranwachsender junger Mann legte er Proben seiner herausragenden Begabung sowohl in Öl- als auch in Wasserfarben ab, so daß er schon als 20jähriger nahezu alle Künstler seiner Heimat bei weitem hinter sich ließ. Wenngleich er sich nicht geweigert hätte, sich der Ausbildung durch einen berühmten Künstler zu unterziehen, so beschloß er dennoch, erschreckt durch die Höhe eines Lehrgeldes und bedingt durch den Mangel an finanziellen Möglichkeiten, das, was er einem Meister zu zahlen gehabt hätte, für Anschauungsmaterial (,Prototypa‘) zu verwenden. Da er in der Kunst, etwas zu entwerfen oder abzuzeichnen, schon erfahren war, war er gezwungen, ... in ernstem, ununterbrochenem Bemühen, Tag und Nacht, sich den Lebensunterhalt zu verschaffen, so daß es ihm nicht möglich war, nach Italien zu ziehen. Denn nicht die Gegend mache den Künstler, so sagte er sich, und auch nicht die Örtlichkeit oder lange Reisen, sondern die Begabung und die Befähigung, die ihm von Gott gegeben sei, um zu den Höhen der Kunst voranzuschreiten.
... Nachdem er ein volles Jahrzehnt mit weiteren Reisen zugebracht hatte, ließ er sich schließlich in Leubus, einem lieblichen Ort Schlesiens, nieder. Von dort verbreitete sich durch seine zahlreichen bedeutenden Kunstwerke, seinen beharrlichen Fleiß und seine künstlerischen Fortschritte sein Ruhm in nah und fern ...
In fast allen Klöstern, Kirchen und Schlössern finden sich hervorragende Beispiele seiner Kunst ... Im herzoglichen Kloster Leubus, dessen Abt mit Recht als Förderer aller Künste gerühmt wird, finden sich gleichsam unzählige seiner Werke, unter ihnen die mit einzigartiger Sorgfalt ausgeführten ,Sechs Tage der Schöpfung‘.
Zu seinem größeren Ruhm hat dieser Künstler seinen Stiefsohn Johann Christoph Lischka sorgfältig in seine Kunst eingeführt, indem er diesen nach einer sechsjährigen Wanderschaft aus Italien zu sich zurückrief und mit deutlichem Fortschritt zu Höherem anleitete. Auch lehrte er seine Tochter Anna Elisabeth Willmann, ein junges Fräulein in der Blüte ihrer Tugenden, schon in zartem Alter den Pinsel zu führen, so daß diese schon wundersame Proben ihrer Kunst gibt und so als große Hoffnung für einen künftigen Erfolg in jenen Gegenden in Erscheinung tritt …“ |
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