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Da hat die ARD dem scheidenden Bundeskanzler Helmut Kohl noch einmal richtig schön die Kante gegeben. Die Direktübertragung des Großen Zapfenstreichs für den "Kanzler der Einheit" aus Speyer wurde abgebrochen. Widerspruch, mag nun ein Verantwortlicher vom ARD rufen: Der Zapfenstreich war ja schon fast zu Ende, die Fackelträger hatten bereits das Kommando zum Abmarsch erhalten.
Eine scheinheilige Ausrede. Kanzler Kohl, Rühe und die Ehrenformationen standen noch, die Musik spielte da schaltete die ARD einfach um 19.42 Uhr ab. Wer den Schluß der Zeremonie erleben wollte, der mußte zum privaten Nachrichtensender n-tv wechseln. Dort konnte man das Ereignis in voller Länge erleben, bis 19.50 Uhr.
Welch Ohrfeige für den Kanzler. Wenn "Kuli" früher seine Quizsendungen um fünf oder 20 Minuten überzog, dann hatte man in der Sendezentrale offenbar weniger Probleme. Eine Verzögerung der folgenden Sendungen der Lotto-Ziehung und der Tagesschau um ca. fünf Minuten, wäre das nicht eine Selbstverständlichkeit gewesen, wenn ein deutscher Kanzler abtritt? Offenbar sah man das bei der ARD anders.
Man muß aber auch sagen: Die offenbar gehässige Haltung der ARD und speziell des NDR dürfen Kohl eigentlich nicht überraschen. Hier zeigte sich nur erneut das völlige Versagen der Regierungspartei CDU in der Medienpolitik. Abgesehen von einigen kleinen Versuchen der Adenauer-Stiftung, haben es die Regierung und die CDU nicht verstanden, sich gegen die linken Seilschaften im Staatsfernsehen durchzusetzen. Hat man im Kanzleramt und im Adenauerhaus schon vergessen: Die berühmte Szene vom Eierwurf in Halle ist im NDR immer wieder mit dem schönen Lied "Hier kommt der Eiermann" unterlegt worden. Mit unverhohlener Schadenfreude haben NDR-Redakteure diese Eier-Attacken kommentiert.
Und der Kanzler? Der hat noch vor der Bundestagswahl in einem TV-Gespräch mit Helmut Schmidt so getan, als wenn die Eierwürfe und die NDR-Scherze nicht erwähnenswert seien.
Jahre nach Halle haben die linken Meinungsmacher in der ARD den Kanzler doch zur Strecke gebracht. Und daß sie sich nicht für den Zapfenstreich interessierten, dürfte wohl letztlich in der Republik nur noch Helmut Kohl selber überrascht haben.
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