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Lügen für die Action

 
     
 
Ich bin keine Rassistin. Ich und meine Kollegen arbeiten nicht mit rassistischen Methoden. Es sind uns alle farbigen Gäste von ganzem Herzen willkommen." Die Geschäftsfrau Claudia Humeniuk fleht ihre Peiniger geradezu an, ihr zu glauben. Sie läßt das Flugblatt mit diesen Beteuerungen, kein Nazi-Lokal zu betreiben, überall in ihrem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verteilen.

Die Geschäftsführerin des Cafés "An einem Sonntag im August" weiß nicht weiter. "Ich habe versucht, mit denen zu reden, aber die wollen nicht hören" sagt sie. "Die", das sind die Antifa-Aktivisten
in dem Berliner Szene-Bezirk. Und das Thema, um das es geht, das ist eine Dienstanweisung, die Claudia Humeniuk für ihre überwiegend weiblichen Kellner erstellt hat. Wegen dieser Dienstanweisung wird jetzt gegen das Lokal demonstriert, werden Plakate geklebt, wird boykottiert.

Mitten in der Hauptstadt spielt sich ein skurriler Skandal ab, bei dem linksextremistische Antifa-Aktivisten versuchen, eine Gastronomin in die Knie zu zwingen. Das Lokal liegt in der Kastanienallee 103 - nahe dem Mauerpark, wo früher die tödliche Grenze zwischen Ost und West verlief. In den Park ist die offene Drogenszene der Stadt umgezogen, weil es ihr unter anderem in der Neuköllner Hasenheide zu "heiß" geworden war - zumeist schwarzafrikanische Dealer, die ihrem jugendlichen Publikum vor allem Haschisch verkaufen, lagern dort ihr Rauschgift.

Seit einem Jahr greift die Polizei vermehrt gegen die offen auftretenden Händler durch. Erst vergangenen Sommer nahmen die Beamten eine ganze Bande fest. Die Szene reagierte wie immer mit Abwanderung in angrenzende Bereiche. So lan-dete ein Teil der vagabundierenden Drogenszene auch in dem leicht heruntergekommen wirkenden Straßencafé.

"Das sind schwarze Jugendliche, höchstens 25 Jahre alt, die betreten allein oder in der Gruppe das Lokal", beschreibt Humeniuk. "Die gehen oft rein und raus, rein und raus, allein oder zu zweit aufs Klo." Und genauso hat sie die Dealer auch für ihre Mitarbeiter beschrieben, damit sie aufpassen und die Kriminellen rausschmeißen. So wie sie selbst es mit zwei Dealern und einem Kunden bereits getan hat. Humeniuk sitzt nämlich das Ordnungsamt im Nacken. Der Bezirk hat ihr angedroht, sie verliere ihre Konzession, wenn sie nicht gegen die Dealerei vorgehe.

Dann gab es Krach mit einer Angestellten, man trennte sich im Streit. Eine weitere, persische Kellnerin kündigte, weil sie die Anweisung rassistisch fand. Irgend jemand ist dann zum Fernsehen gerannt, und plötzlich war das Lokal wegen angeblich "rassistischer Instruktionen" in den Abendnachrichten. Sofort mobilisierte die Antifa ihre Leute gegen die "Whites-only"-Angelegenheit (Nur für Weiße). Am 17. Juli fand als vorläufiger Höhepunkt ein Aktionstag mit Demo vor dem inzwischen unter Polizeischutz stehenden Café statt. Drinnen diskutierten Gutmenschen wie Cem Özdemir über "Rassismus im Alltag".

Zu den "Sonntag"-Gegnern gehören auch Anja und Tina (beide 18). Die Gymnasiastinnen sagen: "Die Firmenleitung pauschalisiert, sie tun so, als wäre jeder Schwarze ein Drogendealer." Was sie erreichen wollen, wissen sie selbst nicht so genau. Trotzdem plakatieren sie nachts oder "klären die Gäste auf". Das geht so: Tina und ihre Freundin bemalen sich mit Schuhcreme, damit sie wie Schwarze aussehen, und verteilen ihre Kampfschriften. Darauf steht unter anderem zu lesen, das Lokal betreibe "Schily-Hetze", die Mitarbeiter würden zudem ausgebeutet und erpreßt.

"Stimmt nicht", sagt Anika (24). Die Malerei-Studentin kellnert nebenbei für sechs Euro in der Stunde plus Trinkgeld. "Ich finde das traurig, daß so viele Lügen verbreitet werden über das Café." Sie mag ihren Job. Eine Kollegin wird deutlicher: "Das Problem ist: Es gibt hier keine rassistische Basis. Aber diese Leute wollen trotzdem ‚Action . Die haben sogar unsere Bedienung im ‚Nazis-raus -T-Shirt noch als ‚Nazischlampe beschimpft." Sie erzählt weiter: "Hier waren Mütter, die hatten Angst vor den Dealern und sind ihren Kindern nachgelaufen." Nun hat die Angst auf die Belegschaft übergegriffen. Anika behandelt schwarze Gäste jetzt bevorzugt: "Ich muß die immer sofort bedienen, weil ich Angst habe, von denen etwas nachgesagt zu bekommen."

Mit "denen" meint sie die jugendlichen Antifa-Aktivisten. Die gehen zwar in dem Lokal ungehindert ein und aus, um die Gäste zu vertreiben. Aber mit der Geschäftsführerin reden sie nicht. "Ich wiederhole hiermit meine Bitte um ein klärendes Gespräch", bittet Claudia Humeniuk ihre anonymen Gegner.

Immer sofort bedienen - aus Angst vor "denen": Im Berliner Café "An einem Sonntag im August" gehen Antifa-Aktivisten ein und aus, um die Gäste zu vertreiben.
 
     
     
 
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