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Machtfragen

 
     
 
Die zweite Runde der Kosovo-Verhandlungen vorige Woche in Wien begann mit einem heftigen Protest der serbischen Delegation gegen den Verhandlungsleiter der Kosovo-Albaner. Deren Delegation wurde diesmal angeführt von Hashim Thaçi, einst Kommandant der Untergrundarmee UÇK und jetzt Chef der Demokratischen Partei des Kosovo. Thaçi wird von Serbien als Kriegsverbrecher angesehen und mit international
em Haftbefehl gesucht. Das Haager Tribunal hingegen erhob gegen ihn keine Anklage.

Die Verhandlungen drehten sich vor allem darum, wie weitreichende Kompetenzen die serbischen Gemeinden auf dem Gebiet des Kosovo erhalten sollen - und wie sehr sie damit auch in Zukunft auf finanzielle Hilfe aus Belgrad angewiesen und von Belgrad abhängig sein würden. Die Kernfrage, der endgültige völkerrechtliche Status des Kosovo, wurde neuerlich auf später verschoben, obwohl allen Beteiligten klar ist, daß die lokale Autonomie untrennbar damit verbunden ist: Sie wäre nämlich die Vorstufe zur Teilung des Landes, die ihrerseits von Uno und EU strikt abgelehnt wird. Wenigstens pro forma auch von den Kosovo-Albanern.

Eine "vorbeugende" Reaktion auf die mögliche Teilung des Kosovo kam mittlerweile vom albanischen Außenminister Besnik Mustafaj: Albanien könne in einem solchen Fall nicht die Unverletzlichkeit seiner Grenzen zu Kosovo und Makedonien garantieren. (Etwa ein Drittel der Einwohner Makedoniens sind Albaner.) Brüssel und Belgrad protestierten heftig. Aber sogar in Albanien selbst ist "Großalbanien" nicht unumstritten: Das albanische Volk besteht nämlich aus zwei sprachlich und kulturell unterschiedlichen Gruppen, den Tosken im Süden und den Gegen im Norden. Die albanische Schriftsprache basiert auf der Variante der Tosken, die auch sonst eher das Sagen haben. Ein Anschluß der albanischen Gebiete des Kosovo und Makadoniens würde hingegen das Gewicht deutlich zugunsten der Gegen verschieben. Doch es ist ohnehin alles graue Theorie ... R. Kerschhofer
 
     
     
 
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