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Das Licht südlicher Sonne, leicht diffus und verhangen, das zarte Blau des Himmels an einem sehr heißen Tag, das Braun verdorrter Felder, verwitterter Felsen - das alles spiegelt sich in den kleinformatigen Bildern des Hans-Hermann Steffens. Feine Linien und Strukturen, magische Zeichen aus einer versunkenen Welt sind manches Mal erst auf den zweiten Blick in seinen Aquarellen, Gouachen, Mischtechniken und Collagen zu entdecken. Gesichter tauchen schemenhaft auf, Figuren sind nur angedeutet, wie Kritzeleien eines Kindes oder naive Felszeichnungen aus grauer Vorzeit , und doch sind sie meisterhaft zusammengefügt zu einem harmonischen Ganzen. Im Alter schienen die Motive farbiger geworden zu sein; so findet sich denn auch das helle Rot und Grün eines frischen Frühlingstages, das leuchtende Blau eines vom Regen blankgeputzten Himmels in den neueren Arbeiten des Künstlers. "Diesen Blättern", so der Kunsthistoriker Thomas Gädeke, "wohnt ein Zauber inne, der sich nur aus dem Zusammenleben von einem straffen, die Bildfläche verspannenden Aufbau, malerischem Schmelz und einem sicheren Farbensinn erklären läßt." An diesem Wochenende (3. August, täglich 10 bis 18 Uhr) nun geht im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloß Gottorf eine kleine Studio-Ausstellung zu Ende, auf der Werke von Steffens präsentiert wurden. Noch bis zum 31. August hingegen sind im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg/ Schloß weitere Arbeiten des Künstlers zu sehen (dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr, am Wochenende 10 bis 17 Uhr, donnerstags 9 bis 20 Uhr). Geboren wurde Hans-Hermann Steffens am 8. November 1911 im damals preußischen Altona. Er studierte in Berlin und in Königsberg (bei Fritz Burrmann und Heinrich Wolff). Den Zweiten Weltkrieg machte er als Soldat mit und geriet für vier lange Jahre in sowjetische Gefangenschaft. 1948 war er als Dozent an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein tätig, kehrte dann 1949 nach Hamburg zurück und siedelte 1958, nach jährlichen Aufenthalten in Paris, nach Südfrankreich über, wo er in der Provence seinen endgültigen Weg zur Malerei fand. Immer wieder fand - und findet er dort die Motive für seine Malerei. "Seine Werke wurden nicht Abbilder der Provence, aber sie sind nicht ohne diese Natur vorstellbar", so Bernd Küster vom Oldenburger Museum. "Bilder innerer Landschaften, Orte schwereloser Begegnungen kleiner zarter Figuren in pastellfarbigen Gärten aus Steinen und Licht" seien es, die Steffens schuf. Seine Bilder "führen ein in sich gekehrtes Leben, das mit den Gesetzen der Wirklichkeit nicht übereinzustimmen braucht, lediglich mit den Gesetzmäßigkeiten der Farbe".
Schon 1981 erkannte Hanns Theodor Flemming: "Das Werk von Hans H. Steffens führt vor Augen, wie die Natur im Medium einer weitgehend abstrakten Malerei neu gesehen und neu erlebt werden kann. Nicht das Sichtbare wiedergeben, sondern ‚sichtbar machen , das heißt verborgene Strukturzusammenhänge dem Auge zu erschließen, bezeichnet bereits Paul Klee in einem vielzitierten Wort als das Ziel des Malers unserer Zeit." - Wer weniger akademisch an das Werk des Malers Hans-Hermann Steffens herangehen will, kann auch einfach nur diese Blätter voller Zauber auf sich wirken lassen. Peter van Lohuizen
Hans-Hermann Steffens: Studierte einst auch in Königsberg
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