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Wieder Hamburg und die Drogen und welch eine abgründige Diskussion! Bischöfin Maria Jepsen und der hanseatische DGB-Vorsitzende Erhard Pumm haben das sofortige Ende des Brechmitteleinsatzes gegen Drogenhändler gefordert. Mit Verlaub, Frau Bischöfin und Herr Gewerkschaftschef: Wer gelesen hat, was Sie nach dem Tod des Dealers Achidi J. der Öffentlichkeit in dieser Stadt zu sagen hatten, kann Verwunderung nicht zurückhalten.
Die Jepsen/Pumm-Äußerungen gipfeln in der Forderung: Brechmittel dürften das Leben nicht gefährden. Wenn beide noch hinzugefügt hätten, daß andererseits alles getan werden müsse, den Drogenhandel zu bekämpfen, damit auch das Leben der Schwächsten, nämlich der Abhängigen des Rauschgiftverbrechens, nicht weiter gefährdet werde, wäre das noch hinnehmbar gewesen.
Aber beide, die Bischöfin und der Gewerkschafter, haben dies unterlassen.
Aus dem Schatten des juristischen Diskurses, inwieweit medizinische Hilfsmittel zur Beweisführung herangezogen werden können oder dürfen, bricht wieder einmal das verdächtige Phänomen hervor, für den Täter ein Verständnis aufzubringen, als sei er Opfer.
Die Bischöfin und der oberste Arbeitnehmervertreter sollten sich an jenen Augusttag des Jahres 1998 erinnern, als im Hamburger Stadtteil ein Müllsack mit der Leiche der 15 Jahre alten Frederike W. gefunden wurde. Das Schicksal des Mädchens hatte die Gefühle der Menschen in dieser Stadt aufgewühlt. Frederike war in die Fänge der rauschmittelhaften Subkultur St. Georgs geraten, sie kam darin um und wurde wie ein Stück Dreck beseitigt.
Wie viele Frederikes muß es eigentlich noch geben, fragte das Hamburger Abendblatt in jenem Sommer. Sie, Frau Bischöfin, und Sie, Herr Gewerkschaftschef, haben damals geschwiegen. Wo war ihr Mitgefühl vor drei Jahren für das junge Mädchen?
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