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Die Naturschutzbewegung, die im Prostest gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft seit den 1970er Jahren in bürgerkriegsähnliche Massenproteste mündete und aus der die Partei der Grünen erwuchs, hat eine - vor allem ideologisch betrachtet - alles andere als geradlinige Geschichte hinter sich.
Ihre Wurzeln liegen in der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts, als der Wildwuchs der Natur als zu hütender Schatz mit hohem ästhetischen Reiz entdeckt wurde. Angesichts der einsetzenden Industrialisierung erschien die Natur nicht mehr als zu bezwingender Feind, sondern als schützenswertes Erbe. Nach heutiger Einordnung standen die frühen Naturschutzbewegungen - untrennbar verflochten mit dem Heimatschutzgedanken - politisch rechts.
Erst seit Anfang der 1970er Jahre entdeckte die Linke den Naturschutz für sich, die linke "Ökobewegung" war geboren. In ihrer antikapitalistischen Stoßrichtung führte sie die marxistische Tradition der Linken fort, sie war antiindustriell (Anti-Atom, gegen neue Industrie- oder Gewerbegebiete, gegen Müllverbrennung) und auf umfangreiche Einschränkung der persönlichen Freiheiten und der wirtschaftlichen Entwicklung aus: Tempo 30 in allen Stadtstraßen, starke Beschränkung des Flugverkehrs, keine neuen Straßen oder Autobahnen, fünf
D-Mark pro Liter Benzin. Das Waldsterben wurde Anfang der 80er zum neuen Angstthema. Darüber hinaus kämpfte die linke Ökobewegung für die Abschaffung der Nato und der Bundeswehr, die später ausgerechnet von Rot-Grün das erste Mal in ihrer Geschichte in einen Krieg geschickt werden sollte (Kosovo 1999).
Konservative, den Heimatschutz als kulturelle Aufgabe einbeziehende Kräfte der "klassischen" Naturschutzbewegung wurden konsequent an den Rand gedrängt.
Mit dem Abflauen des linksradikalen Einflusses seit den späten 1980er Jahren jedoch tritt zunehmend das Ziel in den Mittelpunkt, Wirtschafts- und Umweltschutzinteressen zu versöhnen, statt sie gegeneinander auszuspielen. |
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