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Hellas im wirtschaftlichen Olymp

 
     
 
Mit stolzgeschwellter Brust übernahm Griechenland zum Jahreswechsel die EU-Ratspräsidentschaft. Längst ist das einstige Sorgenkind der Europäischen Union wirtschaftlich durchgestartet und könnte 2003 sogar die Wachstumsrangliste in Europa anführen. Vor allem bei der öffentlichen Verschuldung und auf dem Arbeitsmarkt stehen allerdings noch viele unerledigte Hausaufgaben
an.

In den achtziger Jahren humpelte das Wachstum Hellas weit hinter dem der anderen Staaten der Europäischen Union her, und die Inflation erreichte Raten zwischen 10 und 20 Prozent. Doch seit Mitte der neunziger Jahre hat das Land den ökonomischen Olymp der 15 Staaten umfassenden Gemeinschaft erklommen. Zwischen 1997 und 2002 wuchs die Wirtschaft Griechenlands im Jahresschnitt um fast 3,8 Prozent - nur Irland konnte mit einem Plus von 8,1 Prozent ein noch größeres Wachstum erzielen.

In diesem Jahr haben die Griechen sogar gute Chancen, europäischer Tabellenführer zu werden. Experten prognostizieren Griechenland 2003 ein Wirtschaftswachstum von fast vier Prozent - so viel wie keinem anderen EU-Mitglied.

Der Erfolg geht vor allem auf das Konto eines beachtlichen Reform-Marathons des einstigen Schlußlichts.

Die Maastricht-Kriterien haben vielen Verantwortlichen im Land den wirtschaftspolitischen Schlendrian ausgetrieben - zu groß war der Wunsch, die schwachen Drachmen in harte Euro umzutauschen und der Währungsunion beizutreten. Mit eiserner Disziplin gelang es den Regierenden in Athen, die öffentliche Neuverschuldung auf zuletzt gerade mal ein Prozent des Bruttoinlandprodukts zu drücken.

Auch die Preise stiegen wesentlich moderater. Im Jahr 1999 betrug die Infaltionsrate nur 2,1 Prozent - Mitte der neunziger Jahre lag die Teuerung noch bei fast acht Prozent. Zwar klettern die Preise inzwischen wieder schneller. Das liegt aber - zumindest teilweise - am derzeitigen Boom im Mittelmeerland.

Schritt für Schritt setzte das Mutterland der Demokratie auf mehr Freiheit und Verantwortung für seine Bürger. Die Regierung liberalisierte den Arbeitsmarkt, privatisierte zahlreiche Staatsbetriebe und sorgte für mehr Wettbewerb. Diese Reformen verliehen der Produktivität von Arbeit und Kapital Flügel - und damit auch den künftigen Entwicklungschancen. Das sogenannte Potentialwachstum, also der mittelfristige Wachstumspfad der griechischen Wirtschaft, stieg von zwei Prozent auf 3,5 Prozent pro Jahr.

Daneben bringen zur Zeit die Infrastrukturmaßnahmen für die Olympischen Spiele 2004 in Athen einen kräftigen wirtschaftlichen Vitaminstoß. Finanziert werden sie zu einem großen Teil von der Europäischen Union. Diese macht dafür bis zum Beginn des Sportereignisses jährlich gut 1,4 Milliarden Euro locker - zusätzlich zu den rund vier Milliarden Euro, die jedes Jahr aus den Struktur- und Agrartöpfen der EU an die Ägäis fließen. Allerdings ziehen von Brüssel nun graue Wolken herüber. Nach der Osterweiterung dürften nämlich die Hilfen ab dem Jahr 2006 weniger üppig ausfallen.

Damit es auch ohne die europäischen Gelder weiter bergauf geht, muß Griechenland neue Reformschritte wagen. So gilt etwa der Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich immer noch als einer der starrsten. Untrüglicher Beleg dafür ist die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit - trotz florierender Wirtschaft. Die auf diesem Gebiet ausstehenden Hausaufgaben werden deutschen Politikern bekannt vorkommen. Es gilt für Athen in erster Linie, die Sozialabgaben von gut 35 Prozent der Arbeitskosten zu senken, den Kündigungsschutz zu lockern und die Arbeitsvermittlung auf Effizienz zu trimmen.

Auch in den Staatsschulden hat sich der Erfolg der vergangenen Jahre noch nicht niedergeschlagen. Als Griechenland im Jahr 2001 der Währungsunion beitrat, stand der Staat mit 105 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der Kreide - die Euro-Kriterien lassen eigentlich nur 60 Prozent zu. Das Land sollte sich daher noch stärker in Ausgabendisziplin üben - nicht zuletzt, um den Inflationsdruck zu mindern.
 
     
     
 
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