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Meilensteine gesetzt

 
     
 
An die Gründung der Künstlergruppe "Brücke" wird in diesem Jahr mit vielerlei Ausstellungen erinnert. Vor allem in der Hauptstadt Berlin gedenkt man der außergewöhnlichen Künstler, die sich 1908 in der Berliner Secession dem Publikum an der Spree mit grafischen Arbeiten vorgestellt hatten. Grund genug für das Stadtmuseum Berlin - Museum Ephraim-Palais, Poststraße 16, 10178 Berlin, seinerseits an die Secession und ihre Vorgeschichte zu erinnern. In der Ausstellung "Von Liebermann zu Pechstein
- Kunst der Berliner Secession" (dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr; bis 16. Oktober) zeigt das Museum Bestände aus der eigenen reichen Sammlung. "Der Bogen spannt sich vom ersten Auftritt des Impressionismus zu Beginn der Regierungszeit Wilhelms II. bis hin zur Auseinandersetzung des Expressionismus mit Krieg und Revolution", erläutert Dominik Bartmann, Abteilungsdirektor der Stiftung Stadtmuseum Berlin, die Inhalte der Ausstellung. Mit etwa 100 Arbeiten sind alle Protagonisten der Klassischen Moderne vertreten wie Ernst Barlach, Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Walter Leistikow, Max Liebermann, Edvard Munch, Max Pechstein, Max Slevogt oder Heinrich Zille.

"Je intensiver man sich mit Entstehung und Entwicklung der künstlerischen Moderne in Berlin befaßt, desto deutlicher wird die Komplexität dieses Phänomens in stilkritischer wie historischer Hinsicht", so Bartmann. "Nicht auf erschöpfende Behandlung des Themas, wohl aber auf die Vermittlung der Aufbruchstimmung jener Zeit zielt die Ausstellung."

Bereits im Jahr 1892 hatte Max Liebermann (1847-1935) sich mit dem Bromberger Walter Leistikow (1865-1908) zusammengefunden und die "Gruppe der XI" gegründet, einen Vorläufer der Berliner Secession. 1899 stand er als Präsident dieser Vereinigung vor, die sich vor allem gegen den akademischen Malbetrieb im Kaiserreich, dominiert von Anton v. Werner, wandte. Unter Liebermanns Leitung wurde die Berliner Secession mit ihren richtungsweisenden Ausstellungen zur wichtigsten Kraft im Berliner Kunstleben, Liebermann zum "heimlichen Kaiser" - geachtet und gefürchtet.

Einen Einblick in Leben und Werk des wichtigsten Wegbereiters der Moderne in Deutschland erhält man bei der kurzweiligen Lektüre der Liebermann-Monographie von Frauke Berchtig aus dem Prestel Verlag, München (96 Seiten mit 65 Abb., davon 45 in Farbe, geb., 24,95 Euro). Im 70. Todesjahr des Künstlers läßt die Autorin die bewegte Welt des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wieder lebendig werden und geht auf einzelne wichtige Werke des Malers ein, so auf "ein besonders schönes Motiv, den ,Papageienmann aus dem Amsterdamer Zoo". Berchtig: "Die leuchtende Farbigkeit des Bildes nimmt etwas mehr als zehn Jahre vor den Wannsee-Bildern deren Farbenzauber und sommerliche Heiterkeit vorweg. Das Bild des Papageienwärters, der am Abend eines warmen Sommertages die bunten Vögel im Park des Amsterdamer Zoos einsammelt, betont die Eigenständigkeit von Liebermanns Malerei gegenüber den französischen Impressionisten, bei aller inhaltlichen Nähe und Liebe des Künstlers zu ihren Bildern. Hätte ein Maler des französischen Impressionismus das Motiv in einem Meer aus leuchtenden Farbtupfern aufgelöst, bleibt Liebermann mit seinen matteren, gedämpfteren Farben deutlich zurückhaltender und vor allem der Erkennbarkeit des Dargestellten verpflichtet."

Ausstellung und Buch werfen einen Blick auf eine bewegte Kunstszene in Deutschland, die allerdings auch durch interne Querelen und Machtkämpfe geprägt war. Dennoch fanden die Künstler die Muße, Werke zu schaffen, die heute als ganz besondere Meisterwerke gelten.

Peter van Lohuizen

Max Liebermann: Der Papageienmann (Öl, 1902, im Besitz des Museums Folkwang, Essen)
 
     
     
 
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