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Albert Lieven, der 1906 als Sohn eines Arztes im ostdeutschen Hohenstein geboren wurde, hätte am 23. Juni seinen 100. Geburtstag begehen können. Unsere älteren Leser werden sich an seine Vorkriegsstreifen wie "Ich bei Tag und Du bei Nacht", "Reifende Jugend" (nach dem Drama "Jugend" von Max Halbe), "Krach um Jolanthe", "Das Fähnlein der sieben Aufrechten", "Mach mich glücklich", "Abel mit der Mundharmonika" und "Frau ohne Bedeutung" erinnern.
Albert wollte wie sein Vater Arzt werden. Dann jedoch schnupperte er als Statist Bühnenluft und es war um ihn geschehen. Zunächst aber besuchte er Schulen in Neidenburg, Allenstein und in Königsberg (Friedrichskolleg). Doch bald erhielt er ein Engagement in Gera, ging dann nach Königsberg, wo er am Schauspielhaus unter Fritz Jeßner wirkte. Schließlich kam er nach Berlin und wurde ins Ensemble des Preußischen Staatstheaters am Gendarmenmarkt aufgenommen. 1936 ging Albert Lieven seiner jüdischen Frau Petra Peters zuliebe zunächst nach Frankreich, dann nach London. Auch beim englischen Film fand Lieven bald offene Türen. Streifen wie "Der letzte Schleier", "Ungeduld des Herzens", "Schlafwagen nach Triest" und "Hotel Sahara" entstanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg drehte Lieven auch wieder in Deutschland. Erinnert sei an "Klettermaxe", "Geliebtes Leben", "Das Lied von Kaprun", "Des Teufels General" und "Der Gorilla von Soho".
Im deutschen Fernsehen war er ein gern gesehener Gast ("Kidnap", "Ein netter Herr", "Wie ein Blitz"). Doch obwohl Albert Lieven zahlreiche Bühnen-, Film- und Fernsehverpflichtungen in Deutschland hatte, zog es ihn immer wieder nach England in sein Haus in Farnham (Surrey). Die Landschaft erinnerte ihn sehr an seine Heimat. Als er einmal gefragt wurde, was er im Ruhestand machen wolle, antwortete er spontan: "Dann werde ich Kumstbauer ..."
Im Herbst 1971 aber mußte der Mime wegen eines Krebsleidens eine geplante Deutschland-Tournee mit dem Anouilh-Stück "Cher Antoine" absagen. Am 17. Dezember 1971 starb Albert Lieven in seiner Wahlheimat England.
Der große Theaterkritiker Friedrich Luft schrieb in einem Nachruf für den Ostdeutschland: "Er hatte die stürmische Anmut eines jungen Wandervogels. Er war der im besten Sinne romantische deutsche Jünglingstyp ..."
Und Luft schrieb weiter: "Er war nie einer der umstürzenden Protagonisten - aber so verläßlich, so unaufwendig genau in seiner Arbeit und war so ungemein sympathisch. Man soll um ihn trauern ..."
Beliebter Darsteller: Albert Lieven mit Lilly Palmer in dem Streifen "Beware of Pity" (1946) nach einem Roman von Stefan Zweig |
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