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Mozart

 
     
 
Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an" (E. T. A. Hoffmann)

Dieser Ausspruch von einem, der beides gleich gut verstand, dichten und komponieren, ziert manche Programme des Würzburger Mozartfestes. Klarer und kürzer kann man es nicht sagen: Man will nur mehr himmlischen Klang hören ... und die Epoche Mozarts war offensichtlich voll davon. Die Meister seiner Zeit - das ist eine endlose Liste vor allem italienischer, deutscher, tschechisch
er Namen. Ihre Musik war gekonnt, schön, oft großartig, und in den Spitzen manchen Werken Mozarts durchaus ebenbürtig - so Haydns Sinfonien und Streichquartette, oder Vivaldis Jahreszeiten, oder Scarlattis Klaviersonaten. Daher ist es von besonderem Reiz, sie in unmittelbarer Reihenfolge zu hören ... und zu merken, daß es eben noch eine Steigerung gibt - von der großen und ganz großen Musik zur Genialität!

So etwa in den Konzerten im prachtvollen Kaisersaal der Residenz, die mit einem Klavierkonzert J. N. Hummels und einer Sinfonie von Rosetti - eigentlich Rösler aus Böhmen - begannen. Beides prächtige, ausgereifte Werke, besonders das Konzert Hummels, dem man anmerkt, daß der Komponist ein Schüler Mozarts war (und Haydns Nachfolger beim Fürsten Esterhazy wurde.) Die London Mozart Players unter ihrem Dirigenten Howard Shelley spielten, der Dirigent war gleichzeitig Pianist, was zur Zeit Mozarts durchaus üblich war: Der Solist dirigierte vom Klavier aus. Im darauf folgenden "Jeunehomme - Klavierkonzert" (KV 271), ebenfalls von Shelley gespielt, wurde einem der Schritt von hoher Qualität zur Genialität bewußt:

Die Thematik, ihre Verarbeitung, der Einfallsreichtum an musikalischen Ideen - eben Mozart. Noch stärker war dieser Kontrast im Konzert des Philharmonischen Orchester Würzburgs unter Daniel Klajner - dem künstlerischen Leiter des Mozartfestes - zu hören, in dem auf Rosettis Sinfonie Mozarts berühmtes "C-Dur Klavierkonzert" (KV 467), sicher eines seiner schönsten Werke für dieses Instrument überhaupt, mit seinem überirdischen Andante folgte. Leider gab es eine Eintrübung: So sehr beide Orchester, London und Würzburg, und der Solist Shelley den Geist Mozarts erfaßten, so wenig schien mir das der Fall beim Pianisten des C - Dur Konzerts, Franz Vorraber, zu sein. Eine undifferenzierte und pedalstarke Spielweise beeinträchtigte die Schönheit und Eleganz des Werkes beachtlich.

In der darauf folgenden Serenade in D - Dur (KV 320) "mit dem Posthorn" ist es nicht nur dieses Instrument, sondern noch mehr die Bläserpaare der Flöten, Oboen, Fagotte und Hörner, die konzertant zwei Sätze dominieren und ein ständig wechselndes Klangkolorit erzeugen. Mozarts Serenaden und Diverti- menti, eigentlich als "Gebrauchsmusik" für höfische Feste geschrieben, sind Kompositionen der ganz beson- deren Art, die den Geist jener Gesellschaft und ihrer Epoche - Eleganz, Gelassenheit, Leichtigkeit des Seins - in vollendetem Maße wiedergeben.

Aus dem Kaisersaal in den Hofgarten: Wenn hier das Wetter mitspielt - und das tat es an jenem 29. Juni voll und ganz - dann versteht man erst, was die viel zitierte Symbiose zwischen Musik, Architektur und Natur eigentlich zum Ausdruck bringen will: einen durch nichts eingeschränkten Glückszustand. Und dazu das Arrangement des Programms - ein toller Einfall! Die schönsten Partien aus der "Hochzeit des Figaro" und dazwischen einzeln die vier Sätze der "Kleinen Nachtmusik". Ein Rokoko-Abend comme il faut, mit durchwegs guten Kräften, aus denen J. Weinhuber (Almaviva), F. Rauch (Gräfin) und U. Schenker-Primus (Figaro) hervorzuheben sind.

Das Gesamtprogramm: Wie gewohnt sehr umfangreich, gut ausgewählt, mit glanzvollen Höhepunkten, dauerte das Fest vom 6. Juni bis 4. Juli. Überflüssig, noch etwas zu den Orten der Aufführung zu sagen, hat doch Würzburg mit der Residenz, dem Hofgarten und dem Park in Veitshöchheim Plätze, um die es jede Festspielstadt beneidet.

In diesem Rahmen entfalten sich nun renommierte Orchester wie die Bamberger Sinfoniker und die Würzburger Philharmoniker, das WDR Orchester und das Radio-Sinfonieorchester Frankfurt, und eine Reihe von Kammerorchestern, Quartetten und Trios, unter namhaften Dirigenten wie Neville Marinner, Martin Haselböck und Daniel Klajner ... dazu eine Reihe von Pianisten, Geigern, Holz- und Blechblassolisten ... nach dem Motto: wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen!

Noch ein Wort zur Organisation: Sie läuft hervorragend, und dabei unmerklich - aber wenn man etwas wissen will, ist sie da - wie es sein soll. So ist das Mozartfest jedes Jahr wieder ein Musikereignis, bei dem man sich rundherum wohlfühlen kann ... besonders - Geheimtip - wenn man noch ein paar Tage in den Weinbergen von Sommerhausen oder Randersacker, Volkach oder Rimpar, den berühmten fränkischen Lagen, als Kurzurlaub dranhängen kann! N

Großes Künstleraufgebot: Die "Wiener Akademie" musizierte in Würzburg. Foto: Mozartfest

Geist jener Epoche wiedergegeben
 
     
     
 
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