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Na denn Mahlzeit

 
     
 
Die Feiertage sind längst vorbei, doch die angefutterten Kalorien halten sich als Röllchen hartnäckig an den unpassendsten Stellen. Frauen-Zeitschriften bieten Crash-Diäten an, die ohnehin meist nicht nachhaltig in der Wirkung sind. Selbst Kinder kämpfen indessen gegen erhebliches Übergewicht, der Sportunterricht in den Schulen allerdings steht auf der Kürzungsliste. Der schnelle Imbiß in der Bude nebenan und genmanipulierte Lebensmittel werden in der Zukunft vermutlich unseren Speiseplan bestimmen, wenn wir nicht aufpassen. "Das große Fressen", so der Titel eines skandalumwitterten Films von Marco Ferreri Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, ist noch gesundheitsschädlicher geworden.

"Das große Fressen" aber ist auch der Titel einer Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld, die dort bis zum 24. April zu sehen ist. Gezeigt werden rund 80 Bilder, Videos
und Objekte von 35 Künstlern, die "die Lebendigkeit des Essens in der Kunst und die verschiedenen Formen von Sinnlichkeit offenbaren", so die Organisatoren der Ausstellung.

Andy Warhols legendäre Suppendosen sind dabei noch harmlos, erinnert man sich an das Selbstporträt des Schweizers Dieter Roth, das er sinnigerweise aus Schmelzkäse fertigte. Oder die Reste von Banketten, die Daniel Spoerri an die Wand brachte, um auf die Wegwerfgesellschaft aufmerksam zu machen. Schließlich gab es in den 70ern sogar eine "Eat Art Gallery", in der Kunstwerke aus eßbarem Material angeboten wurden.

Je schlechter es den Deutschen geht, um so mehr scheinen sie offensichtlich sinnlichen Gelüsten zu verfallen. So sind Kochkurse oft schon Monate im voraus ausgebucht, selbst solche bei prominenten Köchen, die schließlich nicht gerade für n Appel und n Ei zu haben sind. Einen anderen Weg geht die Lübeckerin Susanne Peters: sie vermietet ihr "Kämmerlein" für Kochkurse und Schlemmerabende. Jeder kann dort für und mit Freunden kochen, kann sich verwöhnen lassen. Die Preise bewegen sich zwischen 40 und 80 Euro, je nach Zeit und Wochentag.

Ungewöhnlich ist nur der Ort: ein Laden im Erdgeschoß eines Altstadthauses. Hinter einem großen Schaufenster hat Susanne Peters eine Küche eingerichtet, mit allem, was das Herz begehrt. An zwei Abenden in der Woche treffen sich dort nun Menschen, die gern kochen und essen, die gern mit Freunden schlemmen und sprechen, sich von Profiköchen Anleitungen geben lassen oder auch das gemeinsame Kochen mit Kollegen als kreative Form der Teambildung nutzen wollen.

Die Küche ist komplett eingerichtet mit Gläsern, Geschirr, Besteck, die man - gegen einen Obolus - nach dem Gebrauch und Genuß auch reinigen lassen kann. Im Innenhof des Hauses in der Hüxstraße werden Kräuter für die Küche gezogen, die man, falls die Jahreszeit es zuläßt, beim Kochen verwenden kann.

Peters bietet zudem an, den Einkauf und die Vorbereitungen zu übernehmen und sogar für ein Unterhaltungsprogramm zu sorgen. Falls es dann am Abend allzu-hoch hergeht und die Köche zu erschöpft sind, um nach Hause zu fahren, steht sogar eine Ferienwohnung im Haus zur Verfügung. Nähere Einzelheiten und Preise finden sich im Internet unter www.kaemmerlein.de . Eine Idee, die vielleicht Schule machen wird, schließlich ist die Küche seit jeher ein Ort der Begegnungen gewesen, ein Ort, an dem Gespräche eine gewisse Magie entwickeln und der die Menschen in gemütlicher Atmosphäre zu sich finden läßt. Peter van Lohuizen

Freude am Kochen: Auch eine gute Ausstattung trägt dazu bei
 
     
     
 
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