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Tilsiter Käse wurde bereits in einem Lexikon aus dem Jahre 1782 erwähnt. Das Rezept stammt ursprünglich aus der Schweiz und wurde im Jahre 1845 von einer Frau Westphal nach Ostdeutschland mitgebracht. Sie gründete in der Nähe von Tilsit, genauer gesagt in Milchbude / Plauschwarren eine Käserei, in der sie den mit Kümmel und Salz gewürzten "Tilsiter Käse" herstellte, der sich rasch durchsetzen sollte. Ende des 19. Jahrhunderts war der Tilsiter bereits so etabliert, daß er auch in anderen Ländern produziert werden konnte.
Der Tilsiter ist ein geschütteter Käse, bei dem der Bruch in eine Form geschüttet und nicht gepreßt wird. Die Molke läuft unter dem Druck des Eigengewichtes der Käsemasse ab und hinterläßt ungleichmäßige, gerstenkornförmige Löcher. Nach dem Salzbad wird der Käselaib mit "Rotschmiere" eingerieben, in feuchten Kellern gelagert und dabei regelmäßig gewendet und wieder mit Rotschmiere gebürstet. Meist wird der kastenförmige oder rund geformte Käse mit einem Gewicht von vier bis fünf Kilogramm jung gegessen, frühestens etwa nach vier bis sieben Wochen. Er eignet sich auch für die längere Lagerung, entwickelt dann jedoch ein starkes Aroma, das wohl nur wahre Käseliebhaber schätzen.
Tilsiter entwickelte sich zum traditionellen Käse Norddeutschlands, zum Käse des gesamten Ostseeraumes von Rußland bis Südschweden. Die damalige Käserei von Frau Westphal existiert heute zwar nicht mehr, unweit der Stadt Tilsit , in Heinrichswalde, stellt man jedoch noch Tilsiter Käse her. In der Käsefabrik arbeiten 72 Mitarbeiter, die täglich zwei Tonnen Käse produzieren.
Für den Tilsiter Käse gibt es verschiedene Rezeptvarianten für Tilsiter Käse, die sich je nach Herkunftsland unterscheiden. Neben deutschen und österreichischen Sorten gibt es natürlich auch schweizerische Rezepturen. Was aber erstaunt, ist die Tatsache, daß es Tilsiter Käse auch in der Türkei gibt. Darauf machten uns unsere Leser Helga und Aribert Besch aufmerksam, die den Winter stets in Marmaris in der Türkei verbringen. Im vergangenen Jahr stießen sie zum ersten Mal auf den wohlbekannten Käse - in der Türkei hergestellt. Vom Geschmack her scheint er anders zu sein als der, den Aribert Besch von seiner Kindheit in Ostdeutschland her kennt, er scheint wohl eher dem schweizerischen Rezept entlehnt, aber immerhin gibt es ihn so fern der Heimat zu kaufen! Die Idee des Ehepaars Besch, der türkischen Käsefabrik das Originalrezept zukommen zu lassen, erschien dem / Preußische All- gemeine Zeitung wert, aufgegriffen zu werden. Vielleicht wird das Etikett dann einmal den Zusatz "nach ostdeutschem Originalrezept" tragen? Wer das Rezept kennt, möge es bitte an die Redaktion des es einsenden, die es dann gerne weiterleitet. Julian Mühlbacher |
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