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Neue Bücher: Agnes Miegel - Leben und Werk

 
     
 
Nicht mehr neu und beglückt wie als Kind nehme ich dies alles hin, auch nicht gewohnt und selbstverständlich wie einst in der Jugend. Nicht nur mein Alter hat mir gezeigt, daß dies alles doch genommen werden kann. Aber Tage der Not, als Krieg, Brand und Tod über meine Heimat gingen, haben mich und die meisten der Meinen gelehrt, daß über dem Vergänglichen ein Anderes bleibt, was jene Schrecken nicht zerstören, so wenig wie Trennung im Leben oder Sterben Blutsverwandtschaft zerstört." Diese Worte schrieb Agnes Miegel bereits 1929, als sie von dem Freund und Verleger Diederichs zu schreiben aufgefordert wurde, wie sie zu ihrer Heimat stehe. Wie aktuell sind diese Zeilen der großen Dichterin, wie sehr nachzuempfinden vor allem auch von denjenigen, die wie Agnes Miegel ihre Heimat verlassen mußten. Immer wieder auch lesenswert ihre Feuilletons, die sie als Journalistin für die taz und für die "Königsberger Allgemeine Zeitung" schrieb. Nachdem Anni Piorreck, die Biographin der Dichterin, 1985 zunächst 30 der insgesamt 44 in der taz erschienenen Texte veröffentlichte, haben jetzt Helga und Manfred Neumann 59 Beiträge aus der "Königsberger Allgemeinen Zeitung" aus den Jahren 1926 bis 1932 zusammengestellt. In Wie ich zu meiner Heimat stehe (Verlag S. Bublies, Schnellbach. 312 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag, 20,50 a) sind zauberhafte
Feuilletons zu finden, die einmal mehr zeigen, mit welcher scharfen Beobachtungsgabe, mit welchem tiefem Humor aber auch die Dichterin begabt war. Frei und schwungvoll schrieb sie nieder, was sie erlebte, was sie sah und bewegte. Vielen ihrer Leser sprach sie damit aus dem Herzen. Sie wanderte durch ihre Heimat, aber auch durch andere deutsche Lande, sie feierte die alten christlichen Feste, erinnerte sich an die eigene Jugend - und ihre Leser waren an ihrer Seite, sind es heute wieder dank dieser wertvollen Veröffentlichung.

Leben und Werk der Dichterin begegnet man auf unnachahmliche Weise in der Biographie, die Anni Piorreck (1907-1995) für den Diederichs Verlag 1967 schrieb. Der Agnes-Miegel-Gesellschaft in Bad Nenndorf, Agnes-Miegel-Platz 3, Tel. 05723/917317, ist es nun gelungen, einen Nachdruck der Auflage von 1990 zu verwirklichen: Agnes Miegel. Ihr Leben und ihre Dichtung (304 Seiten, sw Abb., Leinen mit Schutzumschlag, 13,50 a). Der Journalistin aus Goldap und langjährigen Freundin war es gelungen, ein einfühlsames Bild der Dichterin zu zeichnen, ein Bild, das so lange nicht verblaßt wie die Menschen Bücher über und von Agnes Miegel lesen.

Leben und Werk der Dichterin gewidmet hat sich seit ihrer Studienzeit in München auch die neue Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Marianne Kopp. Mit Vorträgen über Agnes Miegel reist sie durch die Lande und ist sehr engagiert, anderen Menschen Leben, Wesen und Werk der Dichterin nahezubringen. In diesem Sinne mag auch ein Essay verstanden sein, der unter dem Titel "Ich kam in dies Land wie in mein Erbe ..." - Agnes Miegel als Dichterin der Heimat als Jahresgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft erschienen ist (48 Seiten, brosch., 5 a; wie auch der vorgenannte Titel zu beziehen über die Miegel-Gesellschaft; Versandkostenpauschale 1,50 a). Der Titel ist ein Zitat aus der Ballade "Heinrich von Plauen": "Seine Liebe zu dem Land", so Kopp, "gibt ihm Verantwortung, Ziel und Kraft und ist stärker als jede andere Pflicht ..." Worte, die auch auf Agnes Miegel zutreffen mögen. Heimat gilt ihr "als eine der Grundfesten des Lebensganzen". "Damit ist Agnes Miegels dichterisches Werk weit mehr als ,Heimatdichtung im üblichen Sprachgebrauch - Heimat ist Fundament, nicht regionale Begrenzung. Aus dem sicheren Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer ostdeutschen Heimat kommt ihr die Kraft zu weltumspannenden Stoffen, Themen und Gedanken ..." Kopp untersuchte Gedichte und Erzählungen von Agnes Miegel, bringt Zitate und Erläuterungen, und gern möchte man daraufhin auch zum Original greifen und selbst nachlesen.

Nachlesen kann man nach langer Zeit wieder eine Novelle von Agnes Miegel: Die Fahrt der sieben Ordensbrüder, erschienen zuerst 1924 in dem Band "Geschichten aus Altpreußen", jetzt als Band 3 in der Preußischen Bibliothek der Edition Truso (72 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag, zu beziehen über den Buchhandel, 9,80 a). Anschaulich schildert die Dichterin den Untergang der alten prussischen Welt und das Aufkommen des Christentums. - Eindrucksvoll! Hintergründe zur Darstellung der Prußen im Werk Agnes Miegels finden sich übrigens in der gleichnamigen Broschüre von P. Lautner, 2000 als Jahresgabe bei der Miegel-Gesellschaft herausgekommen. Agnes Miegel und ihr Werk sind durchaus nicht vergessen! O
 
     
     
 
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