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Eigentlich hatten die USA gehofft, mit der Absetzung des haitianischen Präsidenten Bertrand Aristide den Inselstaat in eine ihr genehmere Richtung zu bringen, doch derzeit spricht vieles dafür, daß das Land zu einem neuen Krisenherd wird.
Am 29. Februar 2004 verließ Aristide Haiti. Nach Angaben der USA dankte er freiwillig ab und ging ins Exil, nach Angaben Aristides wurde er von den USA gezwungen, sein Land zu verlassen. Insofern spricht er von einem Staatsstreich und betrachtet sich weiter als legitim er Präsident Haitis. Während er sich im südafrikanischen Exil aufhält, machen seine Anhänger der von den USA gestützten Übergangsregierung das Leben schwer. Unruhen und wachsende Gewalt gegen Ausländer haben nicht nur Großbritannien veranlaßt, seine konsularische Vertretung auf Haiti zu schließen. Selbst Kanada und die USA haben schon vor Monaten ihr Personal auf das Nötigste reduziert.
Nachdem der haitianische Journalist Jacques Roche entführt, gefoltert und nach Nichterfüllung der Lösegeldforderung über 200.000 Euro ermordet worden, wurde die vor Ort stationierte Uno-Schutztruppe auf Verbrecherjagd geschickt. Bei der Niederschlagung von Unruhen am vergangenen Wochenende erschossen Uno-Soldaten zwei Aristide-Anhänger. Einer von ihnen soll am Mord an Roche beteiligt gewesen sein.
Derzeit müssen die Berufskollegen des ermordeten Journalisten allerdings nicht nur um ihr Leben, sondern auch um die Pressefreiheit fürchten. Die haitianische Übergangsregierung hat nämlich im Kampf gegen die Aufständischen Sanktionen gegen die Medien angekündigt, die das "Recht auf freie Meinungsäußerung mißbrauchen" und den "Banditen Vorschub leisten". Außer vom Generalsekretär der haitianischen Journalistenvereinigung wurde bisher kein Protest gegen dieses vor Mißbräuchen nicht gefeite Vorgehen bekannt. Fritz Hegelmann |
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