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Nicht nur für Kaiser

 
     
 
Betrachtet man die Pracht aus dem so zerbrechlichen Material, dann wundert man sich, wie all die Gläser, Humpen und Pokale überhaupt die Zeiten haben überdauern können. Seit dem Mittelalter gehörte Glas zu den kostbarsten Werkstoffen in Mitteleuropa. Der Adel und später das wohlsituierte Bürgertum genossen es, aus einem zarten Glas den Wein, das Bier zu trinken, und nicht aus einem Zinnbecher etwa oder aus einem derben Behältnis aus Steingut. Und so hütete man die Kostbarkeiten
wohl auch besonders, sehr zum Wohlgefallen der Menschen, die heute diese Schätze in den Museen bewundern können.

Eine besondere Ausstellung ist noch bis zum 8. August im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum zu sehen: "Bergwerke auf Glas - Kunstwerke nicht nur für Kaiser und Edelleute" (dienstags bis freitags 8.30 bis 17 Uhr, am Wochenende und feiertags 10 bis 17 Uhr; Katalog mit 520 Seiten, 29,50 Euro). Gezeigt werden geschnittene Gläser etwa aus der braunschweigischen Manufaktur von Lauenstein und Gläser mit farbenfroher Emailmalerei, vor allem die sogenannten Hallorengläser aus Halle und Ochsenkopfgläser. Prachtvolle Humpen und Ratsgläser sind ebenso zu sehen wie Beispiele für kostbare Glasgemälde.

Bergbau auf Glas - wie paßt das zusammen? Nun, ohne Bergwerke und Hüttenwesen keine Glasindustrie. Und so kam es nicht von ungefähr, daß die fleißigen Bergleute bald selbst zum Motiv wurden auf den kostbaren Kreationen der Glasbläser und -schneider. "Ganze Bergwerke wurden im ausgehenden 18. Jahrhundert in viel bewunderte Gläser hineingeschliffen und die Arbeit der Knappen zum Thema bei Hofe erhoben", so die Ausstellungsmacher. "Die kostbaren Objekte wurden im 18. und 19. Jahrhundert Allgemeingut des Bürgertums und verloren auf Grund ihrer Popularisierung an Bedeutung." Nicht nur der dokumentarische Charakter der Darstellungen, auch ihr künstlerischer Wert wird viele Besucher in die Ausstellung, für die eigens die Räume des Deutschen Bergbau-Museums umgestaltet wurden, ziehen, um die einzigartigen Kostbarkeiten aus zartem Glas zu bestaunen. o-n

Hallorenglas aus dem Jahr 1681: Als Halloren bezeichnete man die Mitglieder einer Salzwirker-Brüderschaft. Solche bemalten Gläser wurden nur zu besonderen Ereignissen benutzt.

Deckelpokal aus Lauenstein: Dieser schwere Pokal ist aus farblosem Glas und stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf dem Kelch sind eine äußerst sorgfältig gearbeitete Gebirgslandschaft mit Stadtpanorama, ein Bergwerk und ländliche Szenen zu erkennen.
 
     
     
 
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