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Vor 150 Jahren las man in der „Allgemeinen Bauzeitung“, eine Restaurierung sei eher ein Akt der Aufopferung und Selbstverleugnung als ein Geschäft, eine Erkenntnis, die von denen ganz gewiß bestätigt werden kann, die in jüngster Zeit auf der Berliner Museumsinsel angetreten sind, die verheerenden Folgen des Zweiten Weltkrieges zu beseitigen. Paradebeispiel einer gelungenen Restaurierung ist die National galerie, die im Dezember vergangenen Jahres der Öffentlichkeit wieder übergeben werden konnte. 125 Jahre nach ihrer ersten Eröffnung war man zusammengekommen, um erstmals nach dem Krieg diese Sammlung, die keinen Vergleich zu scheuen braucht, wieder ungeteilt und in ihrer vollen Schönheit zu betrachten. Neben München und Hamburg beherbergt Berlin die wohl bedeutendste Sammlung zur Kunst des 19. Jahrunderts. Davon kann man sich nicht zuletzt auch überzeugen, blättert man in dem bei Seemann, Leipzig, herausgekommenen Bestandskatalog der Nationalgalerie (brosch., 472 Seiten, mit CD-ROM, 35 E). Vorgestellt werden etwa 540 Werke der Malerei und Plastik, erläutert durch namhafte Kunstkenner. Essays zur Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie und zur Sammlungsgeschichte führen in den Band ein.
Welch eine Fülle bekannter und bedeutender Kunstwerke ist in diesem Band vereint! Gemälde von Caspar David Friedrich und Karl Friedrich Schinkel, die einst den Grundstock der Sammlung bildeten, sind ebenso zu ent- decken wie Werke des Tapiauers Lovis Corinth, des aus Bromberg stammenden Walter Leistikow oder von Max Liebermann. Plastiken von Schadow, Rauch, Thorvaldsen, Tieck und Gaul, Porträts von Lenbach oder Historiengemälde von Menzel und Werner, Werke von Thoma, Stuck, Spitzweg ... Unendlich der Reichtum dieser Sammlung, „die den Deutschen zeigt, was ihnen als nationaler Besitz gehört und was sie als Kulturnation ausmacht“, so Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz.
Restaurierungen kosten Geld, unendlich viel Geld, das in der derzeitigen Situation von Bund und Ländern nur schwer aufzubringen ist. Immer ist es nicht zuletzt auch ein Wettlauf mit der Zeit, die vom Krieg stark beschädigten Museen zu erhalten. Mit dieser Thematik befaßt sich das Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz (Bd. XXXVII/2000; Gebr. Mann Verlag, Berlin. 424 Seiten mit 100 Abb., davon 30 farbig, geb. mit Schutzumschlag, 25 E). Essays und Dokumentationen informieren über die regen Aktivitäten der Stiftung wie über die Eröffnung der Museen für Ostasiatische und für Indische Kunst, über den Stand der Planungen zur Restaurierung des Neuen Museums, über Neuerwerbungen und Schenkungen, über 300 Jahre Pianofortebau und über 70 Jahre Ibero-Amerikanisches Institut. Ein Glanzpunkt im Jahr 2000 war zweifellos die Aufnahme der Museumsinsel in das Weltkulturerbe der UNESCO. Es sei wichtig, die Errungenschaften der Vergangenheit zu bewahren, betonte der Generalsekretär der UNESCO, Koichiro Matsuura, anläßlich der feierlichen Übergabe der Urkunde. „Sie sind Teil unserer individuellen und kollektiven Identität. Respekt vor dem Erbe bedeutet auch Respekt vor anderen Kulturen.“ Und die Museumsinsel illustriere hervorragend den kulturellen Reichtum verschiedener Zivilisationen.
Die reiche Berliner Museumslandschaft macht auch eine Reihe aus dem Quintessenz Verlag deutlich. Unter dem Titel Berliner Ansichten behandeln verschiedene fachkundige Autoren in kurzweiligen Texten und mit fundierten Informationen die typischen Sehenswürdigkeiten und und Einrichtungen. So erschienen jetzt die Bände Die Neue Nationalgalerie, Die Neue Wache, Der Berliner Tiergarten, Der Kurürstendamm (jeweils 72 Seiten, zahlr. Abb., engl. Broschur, 5,20 E). Ein Muß für Berlin-Besucher ebenso wie für Kenner der Stadt.
Wer sich eher für Architektur in der Hauptstadt begeistern kann, der wird in dem jetzt in sechster, überarbeiteter und erweiterter Auflage erschienenen Architekturführer Berlin (Diet-rich Reimer Verlag, Berlin. 566 Seiten, brosch., 24,90 E) alle wichtigen Informationen finden. 804 Gebäude und Ensembles werden mit kurzen Texten und Fotos vorgestellt, gegliedert nach Bezirken, so daß man durchaus einen Spaziergang danach einrichten kann. Ein Anhang mit Architekten-, Baugattungs- und Straßenregister sowie ein historisches und ein Objektregister ermöglichen den schnellen Zugriff. Auffallend die aus Ostdeutschland stammenden Architekten wie die Brüder Taut, Mendelsohn oder Paul Baumgarten und Volkwin Marg, die mit ihren Bauten das Bild der Hauptstadt entscheidend mitgeprägt haben.
Der Architekturführer nennt in seinem Register allein zehn Dorfkirchen auf dem Stadtgebiet Berlins, von Buckow bis Zehlendorf. 44 Bauten sind erhalten geblieben. Die älteste Kirche dieser Art liegt in Marienfelde und stammt aus dem Jahr 1230. Die Fotografin Christel Wollmann-Fiedler und der Autor Jan Feustel haben sich daran gemacht, für den Quintessenz Verlag einen prächtigen Bildband Alte Dorfkirchen in Berlin zusammenzustellen (mit einem Vorwort von Landesbischof Wolfgang Huber, 144 Seiten, farbige Abb., geb. mit Schutzumschlag, 25,50 E) und auf diese Weise die Vielfalt der architektonischen Kleinode zu dokumentieren.
Auch sie sind Zeugnisse preußischer Geschichte, denen es Respekt zu zollen gilt - nicht nur im sogenannten Preußen-Jahr -, künden sie doch nachdrücklich von dem unvergänglichen Erbe und den Leistungen unserer Vorfahren.
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