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Nicht tropentauglich

 
     
 
Nach den Wahlen im Kongo soll das Land schrittweise wieder aufgebaut werden. Doch nicht nur im Kongo sind noch Aufbauarbeiten vonnöten. Auch die Nachschubzentrale der Bundeswehr im Nachbarland Gabun bedarf noch einiger Verbesserungen.

Nachts wird Libreville, die Hauptstadt von Gabun, erst richtig wach. Dann lodern überall an den Straßenrändern Feuer, eine öffentliche Beleuchtung gibt es aufgrund ständigen Stromausfalls selten. Die ganze Stadt scheint dann auf den Beinen zu sein. Frauen balancieren Süßkartoffeln und Bananen auf dem Kopf, Kinder, die Fußballtrikots, aber keine Schuhe tragen, scheuchen Hühner über die staubige Straßen. Es riecht nach brennen
dem Müll, nach Dreck und auch nach Essen.

In der etwa 600000 Einwohner zählenden Stadt am Golf von Guinea ist auf dem Gelände einer ehemaligen Polizeikaserne die Nachschubzentrale für den Kongo-Einsatz der Bundeswehr errichtet worden. Von hier aus wird der Nachschub und die Versorgung für die 280 Bundeswehrsoldaten im Kongo sichergestellt. Außerdem befinden sich in Gabun Reserveeinheiten, die im Falle von Evakuierungsoperationen in den zwei Flugstunden entfernten Kongo gebracht werden. Insgesamt 500 deutsche Soldaten sollen in diesem Lager untergebracht sein - so war es zumindest angedacht.

Aufgrund einer EU-Ausschreibung wurde der Auftrag zur Errichtung des Bundeswehrlagers an eine spanische Firma vergeben. Die Arbeiten gerieten jedoch in Verzug, weil der Untergrund aus Beton nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte. Auch die Zelte sind nicht tropentauglich und könnten nicht klimatisiert werden, berichteten Soldaten. Die Folge: Viele Soldaten mußten zunächst in elf Hotels in Libreville untergebracht werden. Die Kosten werden mit 75 Euro pro Mann und Tag angegeben.

Die bei anderen Auslandseinsätzen üblichen Kommunikationseinrichtungen für die Soldaten funktionieren nicht immer. So könne nicht nach Hause telefoniert werden. Die Rede ist von einem "merkwürdig improvisierten Unternehmen" und einer "denkbar schlechten Vorbereitung". Es gebe auch keine Informationen, wie sich die Soldaten in Afrika verhalten sollten. Die Soldaten seien nach Dienstschluß kreuz und quer über die Stadt verteilt, was auch zu Sicherheitsrisiken führen könne.

Bundeswehrangehörige berichteten, daß es auch mit der Verpflegung Probleme gebe. Zugesagt worden sei Bundeswehrverpflegung wie bei den anderen Auslandseinsätzen. Da aber die Verpflegung, für die auch die spanische Firma zuständig sei, nicht funktioniere, müßten Essen und Getränke selbst beschafft werden. Die Soldaten würden sich zum Teil auf Märkten in Libreville mit Lebensmitteln selbst eindecken. Dies könne zu Gesundheitsgefährdungen führen, und einige Soldaten hätten auch bereits über Probleme berichtet. Dies sei aber nicht nur gefährlich, sondern auch sehr teuer, hieß es. Libreville gehört zu den teuersten Städten Afrikas. Dem Ranking der Zeitschrift "The Economist" zufolge, war Libreville 2004 sogar die viert teuerste Stadt der Welt.

Es sind die ersten Tage im August, und vermutlich kann man ihn schöner verbringen als in der tropischen Hitze, im Staub und Dreck eines immer noch nicht fertiggestellten Militärlagers.
 
     
     
 
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