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Als die Universität Breslau im vergangenen Herbst ihr 300jähriges Bestehen feierte, geschah es im Bewußtsein, in der Kontinuität einer großen europäischen Tradition zu stehen. Die Idee der Universität selbst reicht bekanntlich weit in die Geschichte unseres Kontinents zurück und enthielt von Anfang an den Gedanken einer grenzüberschreitenden ,libertas ", betonte Prof. Dr. Norbert Conrads von der Universität Stuttgart anläßlich der Eröffnung der Jubiläumsausstellung "Die tolerierte Universität" im Schlesischen Museum zu Görlitz.
Die von Prof. Conrads konzipierte Dokumentation, die vorrangig die Geschichte der schwierigen Anfänge der "Leopoldina" behandelt, wird derzeit im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel gezeigt. Die vielfältigen Originalexpo nate dokumentieren das erste "lange" Jahrhundert in der Geschichte der Breslauer Universität von der habsburgischen Gründung 1702 bis zur Neukonzeption des Jahres 1811 als preußische Reformuniversität.
Das Gastgeberhaus hat die Ausstellung mit dem Untertitel "300 Jahre Universität Breslau 1702 - 2002" mit auswärtigen Leihgaben aus der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, dem Museum für schlesische Landeskunde Königswinter-Heisterbacherrott und der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg, ergänzt. Diese Exponate - hauptsächlich Fest- und Gedenkschriften sowie Werke bedeutender Professoren, darunter jene des Psychiaters Alois Alzheimer, des Nationalökonomen Werner Sombart und des Althistorikers Theodor Mommsen - lenken die Aufmerksamkeit auch auf die zweite Periode der Geschichte der Universität Breslau (1811-1945). Die Ausstellung beleuchtet kritisch auch Breslaus Rolle in der sogenannten "Ostforschung" vor 1945 und zeigt Erinnerungsschriften an die Universität aus der Nachkriegszeit.
Im Mittelpunkt der Präsentation steht ein über zwei Meter langes detailgetreues Holzmodell des barocken Universitätsgebäudes Breslau. Das Modell im Maßstab 1:100 wurde am Institut für Darstellen und Gestalten II, Stuttgart, unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Knoll in mehrmonatiger Kleinarbeit angefertigt.
Neben Urkunden, Porträts und Büchern sind die beiden Wachsporträts der Brüder Eichendorff hervorzuheben, die aus den Beständen des Oberschlesischen Landesmuseums stammen. Die Wachsbossierungen sind um das Jahr 1805 entstanden und zeigen die Eichendorff-Brüder als junge Männer, vermutlich zu Beginn ihrer Studienzeit an der Breslauer Universität.
Die Ausstellung folgt einer gewissen Systematik, die chronologisch und inhaltlich um bestimmte Themen gruppiert ist. Verweise auf bekannte Persönlichkeiten aus dem politischen und kulturellen Leben, die in Breslau ihre Ausbildung erhalten, sowie auf eine Reihe von Nobelpreisträgern, die an der Universität gelehrt oder studiert haben, runden die umfangreiche Dokumentation ab.
Die Ausstellung "Die tolerierte Universität" ist im Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen-Hösel noch bis zum 6. Juli 2003 zu besichtigen. Fleißarbeit: Das Holzmodell des barocken Universitätsgebäudes Breslau im Maßstab 1:100 wurde am Institut für Darstellen und Gestalten II, Stuttgart, unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Knoll gefertigt. |
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