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Nur noch vereinzelte Spuren

 
     
 
Ellingen – Mit der Spurensuche nach den verschwundenen Kleinbahnen in Ostpreuße beschäftigt sich die neue Sonderausstellung im Kulturzentrum Ostdeutschland in Ellingen für die Jörg Petzold aus Dresden in jahrelanger Arbeit Fakten zusammengetragen hat. Die Erzählungen seines Großvaters, der 1937 mit dem Fahrrad durch Ostdeutschland fuhr, weckte in ihm den Wunsch, das Land näher kennenzulernen, erläuterte der in einem sächsische Ministerium beschäftigte Jörg Petzold bei der Einführung zur Ausstellung. Die dor vorgefundenen Reste der Eisenbahnen taten ein übriges, um ihn zur Suche nach Spuren un zur Dokumentation des Gefundenen zu veranlassen.

Ostdeutschland, so Petzold, war Ende des letzten Jahrhunderts verkehrspolitisch ei Entwicklungsland. Einige Hauptstrecken unter staatlich preußischer Regie verbanden die großen Städte – für den Anschluß des flachen Landes war für die nach de strengen preußischen Eisenbahngesetz von 1838 zu errichtenden vorgeschlagenen Linien kei Geld vorhanden. Erst durch das Kleinbahngesetz vom 28. Juli 1898 war es Kreisen, Städte und privaten Gesellschaften möglich, in eigener Regie und zu erheblich niedrigeren Koste Eisenbahnlinien zu bauen. Insgesamt wurden bis 1920 18 Kleinbahnlinien in der Provin Ostdeutschland errichtet, dazu kamen im gleichen Jahr noch zwei Linien in der angegliederte Provinz Westpreußen
hinzu. Daneben bestand noch die bereits 1885 privat errichtet Königsberg-Cranzer Eisenbahn. Die Streckenlängen reichten von fünf Kilometern bei de Kleinbahn Wöterkeim-Schippenbeil bis zu den 222 Kilometern der Insterburger Kleinbahn die Spurweiten von 600 Millimeter bei der Linie Puppen-Friedrichshof bis zur Normalspu von 1435 Millimetern bei vielen anderen Linien. Um Kosten zu sparen, wurde ab 1903 ein gemeinsame Betriebsführung durch die Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft eingerichtet.

Obwohl die Kleinbahnen einen wichtigen Faktor zur Erschließung des Landes bildeten obwohl sich neue Betriebe an den Bahnen ansiedelten, der Anschluß an die weiterführend Staatsbahn hergestellt wurde und das teilweise nur eine tägliche Zugpaar für die Bevölkerung das "Tor zur Welt" bedeutete, stellte sich bald nach dem Erste Weltkrieg heraus, daß einige Linien ständige Zuschußbetriebe bleiben würden. Teilweis reichten die Mittel nicht einmal, um die Schäden aus dem Weltkrieg in Höhe von 2, Millionen Reichsmark zu beseitigen, an Modernisierung war überhaupt nicht zu denken. S fuhren in den dreißiger Jahren bald Buslinien parallel zur Bahnstrecke, und der täglich Güterzug, der auch einen Personenwagen mitführte, hatte durch den Rangierdienst lang Fahrzeiten. Eine von staatlicher Seite aus angedachte Sanierung aller Strecken, die fü die Jahre 1939 bis 1943 geplant war, scheiterte am Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Die Kriegszeit brachte dann auch die letzte Blüte bei den Beförderungsleistungen, d der Busverkehr eingestellt wurde. Durch die nicht durchgeführte Instandsetzung war e eine Höchstleistung der Eisenbahner, den anfallenden Verkehr möglichst störungsfrei zu bewältigen. Mit dem Einmarsch der russischen Armee endete der Betrieb auf de Kleinbahnstrecken, zuletzt auf der Samlandbahn im April 1945. Zuvor waren noch zahlreich Fluchtzüge soweit als möglich in Richtung Westen gefahren worden. Nach Kriegsend folgten die Demontage und der Abtransport des Materials in Richtung Rußland.

Betrieben werden heute noch die Samlandbahn und die Königsberg-Cranzer-Eisenbahn als Vorortstrecken von Königsberg, allerdings elektrifiziert und in russischer Breitspur Züge fahren auch noch auf der Haffuferbahn von Elbing nach Braunsberg und auf der 199 unter Denkmalschutz gestellten Lycker Kreisbahn.

Die Ausstellung selbst, zu der Wolfgang Freyberg, der Leiter des Kulturzentrums, nebe vielen Gästen auch die Vertreter der Freundeskreisen, die Vorsitzende de Fördervereins, Katharina Fürstin von Wrede, die SPD-Landtagsabgeordnete Christa Naa sowie Kurt Bartel, einen Eisenbahner, der noch bei der Rastenburger Kleinbahn sein Ausbildung absolviert hatte, begrüßen konnte, enthält Tafeln, auf denen die Geschicht der einzelnen Bahnlinien zusammengestellt ist. Streckenskizzen und Fotos aus de Betriebsjahren runden die Ausstellung ab, allerdings sucht Jörg Petzold nach wie vo Bilder und Unterlagen zur Ergänzung.

Die Ausstellung im Kulturzentrum Ostdeutschland ist bis zum 19. September Dienstag bi Sonntag von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr geöffnet. M. Fritsch
 
     
     
 
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