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Er baut seine Bilder wie der Architekt seine Häuser, flächig und in großen Maßen“, schrieb Max Liebermann in seinem Nachruf auf den Malerkollegen Waldemar Rösler. Und: „Er malt nicht, was er will, sondern was er muß - so und nicht anders ...“
Waldemar Rösler hatte nicht viel Zeit, all das zu malen, was er mußte. Tieferschüttert von den Grauen des Ersten Weltkrieg s nahm er sich am 14. Dezember 1916, kaum 35jährig, im ostdeutschen Arys das Leben. Er hinterließ ein Werk, das sich durch eine „eminent malerische Begabung“ (Kurt Badt) auszeichnete. Es sind keine Sensationen, nichts Aufrüttelndes, Ergreifendes oder gar Schockierendes, was er mit dem Pinsel und dem Zeichenstift festgehalten hat, vielmehr war es die sanfte Landschaft - vom ostdeutschen Küstenstrich bis zum bayerischen Wasserburg -, waren es Wolken und Meer, Bäume, Dünen und Berge, die den Künstler faszinierten.
Von Sachsen, wo Waldemar Rösler am 21. April 1882 in Striesen bei Dresden geboren wurde, zog die Familie bald nach Königsberg, wo der Junge die Realschule besuchte. Bereits mit 14 Jahren ging er zur Kunstakademie, um bei Max Schmidt und Emil Neide zu studieren. 1904 schloß er diese Studien als Meisterschüler von Ludwig Dettmann ab und ging nach Dresden. Bereits 1905 beteiligte er sich ein erstes Mal an einer Ausstellung der Berliner Sezession, deren Vorstandsmitglied er 1911 auf Vorschlag von Max Beckmann nach dem Rücktritt Liebermanns wurde. 1906 heiratete er die Malerin Oda Hardt (1880-1965), die er im Atelier von Dettmann kennengelernt hatte. Der Ehe entstammen die Zwillinge Fritz (gefallen 1943) und Louise (1907-1993; siehe auch Folge 47/01, Seite 9).
Das Ehepaar zog nach Berlin-Großlichterfelde. Immer wieder aber fühlte sich der Maler von der freien Natur angezogen. Oft ging er nach Ostdeutschland, um dort zu malen. Gemeinsam mit Theo v. Brockhusen gründete er den Künstlerkreis Klein-Kuhren, dem später auch Franz Domscheit, Alfred Partikel und Arthur Degner angehören. Ein letztes Mal war Rösler vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Klein-Kuhren, seinem Sommer- und Malerparadies, dann wurde er zur Landwehr eingezogen und später auch an der Westfront in Belgien eingesetzt. Er zeichnete sich durch Tapferkeit aus, wurde zum Leutnant befördert und erhielt das Eiserne Kreuz. Feldpostbriefe von erschütternder Aussagekraft geben noch heute einen Einblick in das grauenvolle Geschehen an der Front. Er müsse sich schon sehr anstrengen, „damit man sich dunkel entsinnen kann, daß man mal Maler war“, schreibt er. Nach seinem physischen und psychischen Zusammenbruch wird er nach Arys versetzt, wo er schließlich aus dem Leben scheidet. Beigesetzt wird er auf Gut Schildeck, dem Besitz der Familie Hardt, zwischen Osterode und Hohenstein gelegen.
Waldemar Rösler hat selbst einmal bekannt, für ihn gebe es „nur gute Kunst von einzelnen starken Persönlichkeiten, keine Richtungen. Darunter verstehe ich eine ursprüngliche, innerliche, selbständige Kunst; ob diese dekorativ ist oder anders, ist ganz gleichgültig ...“ Ursprünglich und selbständig ist auch die Kunst Röslers. Liebermann bescheinigte seinen Bildern dauernden Wert, „denn sie sind ehrlich“.
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