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Die Königsberger Albertus-Universität, die in diesem Jahr ihr 450jähriges Bestehen feiert, hat nicht nur berühmte Geisteswissenschaftler wie Immanuel Kant als Lehrer gesehen. Auch Naturwissenschaftler von Rang und Namen fanden den Weg nach Ostdeutschland, um dort ihr Wissen an Studenten weiterzugeben und das geistige Leben der Stadt Königsberg zu prägen. Zu ihnen gehört der am 31. August 1821 in Potsdam als Sohn eines Gymnasiallehrers geborene Hermann von Helmholtz. Noch heute wird sein Name unter Fachärzten mit einer gewissen Ehrfurcht genannt.
Helmholtz studierte in Berlin Medizin und wirkte von 1843 bis 1848 als Militärarzt in seiner Vaterstadt Potsdam. 1849 wurde er an die Königsberger Albertina als außerordentlicher Professor für Physiologie berufen, nachdem er vorher ein Jahr lang als Lehrer an der Kunstakademie Berlin Anatomie unterrichtet hatte.
Aus Königsberg schreibt Helmholtz an seinen Vater: "Königsberg ist übrigens ein prächtiger Ort zum Arbeiten, weil er eben nicht viel Verlockungen zu etwas anderem darbietet und doch das geistige Interesse hinreichend rege hält." Und doch wird Helmholtz als Wissenschaftler zunächst keinen leichten Stand gehabt haben. Götz von Selle schreibt in seiner "Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen" (Würzburg, 1956): "Hatte Helmholtz schon bei seiner Entdeckung des Gesetzes von der Erhaltung der Energie mit dem Gegensatz zu rechnen, in den er zu Naturphilosophen und Physikern geraten war
, so trat ihm die Ablehnung offen entgegen bei seiner zweiten Großtat, die er hier in Königsberg veröffentlichte. Aber seine Methode für die Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Nervenreizung, die er als endliche erkannte, sollte der Physiologie in vielen Zweigen eine neue Grundlage geben."
Königsberg war denn auch der Ort einer zweiten Entdeckung, die den Namen von Helmholtz in alle Welt tragen sollte. Am 11. November 1850 stellte er im Verein für wissenschaftliche Heilkunde zum ersten Mal den von ihm erfundenen Augenspiegel vor, der bis heute mit einigen Verbesserungen noch in Gebrauch ist. Helmholtz verkündete damals, er habe die große Freude gehabt, "der erste zu sein, der eine lebende menschliche Netzhaut klar vor sich liegen sah".
Neben seinen Entdeckungen beschäftigte sich Hermann von Helmholtz immer wieder mit wissenschaftlichen Vorträgen, so auch über Goethes Naturwissenschaft, "indem er ganz als Fachgelehrter an Goethes Leistung heranging, seine Optik für verfehlt, die Osteologie (Knochenlehre) wie die Botanik aber für grundlegend erklärte" (von Selle).
Als Hermann von Helmholtz wegen einer langen Erkrankung seiner Frau 1855 Königsberg verlassen mußte und nach Bonn ging, hinterließ er in der alten Pregelstadt nicht nur die Erinnerung an einen hervorragenden Wissenschaftler, sondern auch das Physiologische Institut, das seine Errichtung dem Mann aus Potsdam verdankte.
Bonn, Heidelberg und schließlich Berlin waren die nächsten Stationen des Wissenschaftlers, der seit 1888 Präsident der neugegründeten physikalisch-technischen Reichsanstalt war und der sich zeit seines Lebens auch mit den Schönen Künsten auseinandersetzte wenn auch im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. So schrieb er 1857 "Über die physiologischen Ursachen der musikalischen Harmonie": "Mathematik und Musik, der schärfste Gegensatz geistiger Tätigkeit, den man auffinden kann, und doch verbunden, sich unterstützend, als wollten sie die geheime Konsequenz nachweisen, die sich durch alle Tätigkeiten unseres Geistes hinzieht und die uns auch in den Offenbarungen des künstlerischen Genius unbewußte Äußerungen geheimnisvoll wirkender Vernunftmäßigkeit ahnen läßt."
Im Juni 1894 erlitt Hermann von Helmholtz einen Schlaganfall, an dessen Folgen er vor nunmehr 100 Jahren, am 8. September 1894, starb.
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