Plebejische Zeiten

Wenn zwei (oder drei) das gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe, mußte de Stammtisch im Deutschen Haus feststellen. Konnte es doch NRW-Ministerpräsident Wolfgan Clement "überhaupt nicht verstehen", daß man ihn mit Stefan Effenber verglich. Auch der Vergleich mit einem am Stammtisch namenlos gebliebenen Autofahrer wir ihm nicht behagen.

Hatten doch der Ministerpräsident, der Fußballstar und der Autofahrer öffentlic ihre "Stinkefinger" gezeigt. Der SPD-Politiker machte diese unanständige Gest gegenüber einem holländischen Jugendlichen auf der Expo

in Hannover. Dem Balltrete brachte die gleiche Geste bei der Fußballweltmeisterschaft 1994 den Rauswurf und vie Ärger ein. Und der Autofahrer, der seinen gestreckten Mittelfinger einer zu Verkehrskontrolle aufgestellten Videokamera gezeigt hatte, erfüllte damit nach Beschlu des Bayerischen Oberlandesgerichts den Tatbestand der Beleidigung, weil seine Geste de Polizeibeamten gegolten habe und nicht einer "toten Sache".

Bei Herrn Clement ist das natürlich ganz anders. So ordnete die ansonsten überau politisch korrekte "Welt" den ministerpräsidentiellen Stinkefinger wesentlic gnädiger ein. Sie überschrieb ihren Zweispalter wie folgt: "Mit jungenhaftem Charm den falschen Finger gezeigt" und schrieb: "Locker und lächelnd" hab Clement die "unbedachte Geste" gegenüber der "Anmache" holländische Jugendlicher gemacht.

Ebenso "locker und lächelnd" stellte sich der Stammtisch vor, was wohl in Deutschlands Medien los gewesen wäre, wenn CDU-Mann Friedrich Merz – oder gar de böse Jörg Haider aus Kärnten – ausländischen Jugendlichen den Stinkefinge gezeigt hätte.