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In vielen polnischen Kreisen und Haushalten knallten die Sektkorken, als klar war, daß George W. Bush abermals US-Präsident wurde. "Polen ist das Bush-Land auf dem europäischen Kontinent", jubelte ein polnischer Sender. Die halbamtliche Rzeczpospolita (Die Republik) veröffentliche auf Seite 1 eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage, nach der George W. Bush in Polen überall mit 41,1 zu 31,9 Prozent für John F. Kerry nahezu flächendeckend in allen Woi-wodschaften gewählt worden wäre, auch in der Woiwodschaft Oppeln , aus der Kerrys Vorfahren stammen.
Bush-Fans, das seien die Spitzen nahezu aller Parteien, auch der Exkommunisten und Liberalen. Ferner die Kirchen, das Offizierscorps, die Wirtschaft, die Arbeiterschaft und die Bauern. Und Professor Zbigniew Lewicki, Direktor des polnischen "Zentrums für US-Studien", schwärmte in der Rzeczpospolita: "Bush als klare, entschiedene Person, der konkrete Ziele realisiert, kommt in Polen gut an" und - "was wichtig sei" - er widersetze sich den Aspirationen Frankreichs und Deutschlands.
In Polen schätzt man, so war in vielen Gesprächen vor Ort zu erfahren - Bushs Beachtung der "christlichen Werte" und dessen politische und militärische Zuverlässigkeit. Zumal ja Polen drei Diktaturen im Rücken habe: Weißrußland, die Ukraine und vor allem Rußland.
Offen gab man zu verstehen, daß weder John Kerry noch Frankreichs Präsident Chirac oder der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder Standfestigkeit und Zuverlässigkeit aufwiesen.
Für Polens Politik zahle sich aus, daß es nun weiter seine Position als zuverlässigster Partner der USA auf dem europäischen Kontinent ausbaue. Und mit Blick auf die EU meinten sogar Polens Liberale (Freiheitsunion, UW) man werde noch genauer hinschauen, was in Brüssel und Straßburg geschehe. Das geplante Referendum zur EU-Verfassung stehe zumindest in Polen unter einem sehr großen Fragezeichen.
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