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Polnische Wirtschaft bei der Armee

 
     
 
Seit einigen Wochen ist Polen Deutschlands militärischer Bündnispartner und der östliche Vorposten der Nato. Der Beitritt ist in den polnischen Medien enthusiastisch gefeiert worden. Es war der "Independence Day", wie eine Wochenzeitung titelte.

Dennoch bleiben Sorgenfalten. Die polnische Armee ist nicht gerade das Glanzstück unter den Streitkräften der drei Beitrittsländer. In diesem Jahr wird das Verteidigungsbudget
nur 2,1 Prozent des Bruttosozialprodukts umfassen; niedriger war dieser Anteil nur im Wendejahr 1989. Wie mit solch geringen Investitionen die von Brüssel zeitlich vorgegebene Integration eingehalten werden soll, ist mehr als fraglich. Da nützt es wenig, wenn Verteidigungsminister Janusz Onyszkiewicz seine Hoffnung ausspricht, "finanzielle Unterstützung für die polnischen Streitkräfte bei den Bündnispartnern zu finden".

Die Lage der Armee wird von den heimischen Medien als desolat beschrieben. Das bei Warschau stationierte Jagdgeschwader 1, das im kommenden Jahr der Nato unterstellt werden wird, gilt als das Paradestück der Luftstreitkräfte. Dennoch stehen von seinen 22 Mig-29-Jägern 14 dauerhaft auf der Rollbahn fest, weil es für sie seit Jahren keine Ersatzteile mehr gibt. Die anderen ließ man von russischen Experten nachrüsten. Das Angebot der DASA, die bereits die Mig-29 der NVA Nato-tauglich gemacht hatte, wurde aus Kostengründen abgelehnt. Doch selbst von den nachgerüsteten Jets sollen nur zwei voll einsatzfähig sein.

Bei der Panzerwaffe sieht es nicht besser aus. Von den knapp 1700 Kampfpanzern gehört die Hälfte noch der alten russischen T 55-Version an. Die 116 modernen Panzer PT-91 "Twardy" ("hart"), eine ursprünglich für den polnischen Export geplante Entwicklung vom Beginn der 90er Jahre, sind anfällig und treffen nur bei drei von vier Schüssen ins anvisierte Ziel. Aus Gründen der Sparsamkeit darf jeder Panzerschütze sowieso nur zwölfmal im Jahr schießen. Bezeichnend ist auch, daß derzeit 70 Prozent der Luftabwehr wegen ihrer veralteten Radarsysteme und deutlichen Abnutzungserscheinungen quasi außer Gefecht gesetzt sind.

Schlecht ist auch die Stimmung unter den Soldaten, von denen 40 Prozent nicht einmal einen Berufsschulabschluß besitzen und erst recht kaum jemand das Abitur nachweisen kann, weil Hochschüler in Polen vom Wehrdienst befreit sind. Drei von vier Rekruten beschreiben ihre Ausbildung und die Ausrüstung als schlecht. Ohnehin sehen viele im Dienst an der Waffe lediglich eine Überbrückung ihrer Arbeitslosigkeit.

Ein weiteres Problem ist eines der militärischen Führung, deren Struktur nach wie vor unbefriedigend ist. Obwohl das ganze Offizierskorps eigentlich beste Englischkenntnisse besitzen sollte, erreichten am 1. März nach Angaben aus dem Generalstab nicht einmal tausend Soldaten das von der Nato geforderte Niveau.

In Brüssel ist die desolate Lage der polnischen Armee bekannt. Angeblich geht man davon aus, daß die Streitkräfte Polens für einen begrenzten Zeitraum gerade drei Prozent des eigenen Landes verteidigen könnten. Die Zeitung "Wprost" zitierte am 13. Dezember 1998 einen Kommentar von Nato-Experten, wonach das polnische Militär relativ gesehen schlechter auf einen Verteidigungsfall vorbereitet ist als im Herbst 1939.

 
     
     
 
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