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Posen: Gedenken mit Hindernissen

 
     
 
Seit 1994 gibt es auch in Posen eine offizielle Grabstätte für die 5000 deutschen Gefallenen bei den Festungskämpfen in Posen-Milostowo. Inzwischen ist die Zahl der gefallenen und in Gefangenenschaft gestorbenen deutschen Soldaten, die auf diesem Friedhof liegen, auf etwa 10 000 angestiegen. Anläßlich des 55. Jahrestages der Festungskapitulation nahm an der diesjährigen Gedenkveranstalt
ung auch die "Hilfsgemeinschaft der deutschen Posenkämpfer" teil. Nach der Auflösung des deutschen Generalkonsulats in Stettin war der Breslauer Generalkonsul erschienen, um an dem Totengedenken teilzunehmen. Außerdem waren Mitglieder der deutschen Volksgruppe der "Sozial-kulturellen Gesellschaft" anwesend, die auch zu den Volkstrauertagen regelmäßig die Mitglieder der Hilfsgemeinschaft der Posenkämpfer bei den Veranstaltungen begleiten.

In diesem Jahr nahm von deutscher Seite erstmals ein Offizier in Uniform, Oberst Franck, Standortkommandeur in Potsdam, teil. Er hielt nach dem Vertreter der deutschen Posenkämpfer ebenfalls eine kurze Ansprache, in dem er auf die völkerversöhnende Arbeit der Hilfsgemeinschaft hinwies. Obwohl das erste Mal in Uniform anwesend, schien dies polnischerseits niemanden in Erstaunen zu versetzen.

Dafür fehlte bei den Veranstaltungen der Vertreter der Russen, Konsul Boris Kustowskij. In den Jahren davor war diese Aufgabe stets von dem russischen Generalkonsul wahrgenommen worden. Dies veranlaßte die Posener Zeitung "Gazeta Wielkopolska" ("Zeitung für Großpolen") zu titeln: "Mit Deutschen, ohne Russen". Das Fernbleiben der Russen wurde offensichtlich durch eine Demonstration vor dem Konsulat verursacht, bei der Demonstranten gegen die russische Tschetschenienpolitik auf die Straße gingen. Russischerseits wurde dies als unfreundliches Verhalten ausgelegt. Auf eine telefonische Anfrage der Polen gab sich Kustowskij kurz angebunden: "Ihr habt eine Feier, wir haben eine Demonstration. Auf Wiedersehen!" Sprach’s und legte den Hörer auf. – Soweit der Bericht der polnischen Zeitung.

Doch es bleibt für die Hilfsgemeinschaft der deutschen Posenkämpfer noch viel zu tun. So hofft man in Zukunft auf die Aufstellung einer Gedenktafel für die durch russische Flammenwerfer im Lazarett des Posner Kernwerkes der Zitadelle umgekommenen, zu jenem Zeitpunkt nicht mehr gehfähigen deutschen Soldaten. Dazu wird es noch einiger Überzeugungsarbeit bedürfen, denn daß der Tod weder Freund noch Feind kennt, ist vielerorts noch kein Allgemeingut. Eve-Maria Ludwig

 
     
     
 
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