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In Polen braut sich Bedenkliches zusammen: Auf der Suche nach einer halbwegs stabilen Parlamentsmehrheit ist Jaroslaw Kaczynski, Chef der Regierungspartei PIS und Bruder des Staatspräsidenten, nicht gerade zimperlich. So hat er sich als Koalitionspartner Andrzej Lepper, den im wörtlichen Sinne "starken Mann" der Bauernpartei "Samoobrona" (Selbstverteidigung), ausgeguckt, den die "Pommersche Zeitung" folgendermaßen charakterisiert:
"Bauernrebell, Schwarzer Peter, Ritter der blauen Veilchen, Revolverheld - nun schickt sich Lepper an, dieser Liste einen weiteren, einen seriösen Titel hinzuzufügen. Der 52jährige Landwirt und ehemalige Boxer will Vizepremier in Polen werden." Er sei ein "einzigartiges Enfant terrible" der polnischen Politik: Aufgewachsen in der Nähe von Stolp, übernahm er 1980 einen Hof im pommerschen Sellen bei Rügenwalde. Als ihm der Konkurs drohte, praktizierte er erstmals seine Variante von "Selbstverteidigung": Er prügelte sich mit dem Gerichtsvollzieher, organisierte Straßenblockaden und eine Besetzung des Landwirtschaftsministeriums, wurde mehrfach verurteilt.
Dennoch gelang es dem Prügel-Knaben, seine Protestbewegung "Selbstverteidigung" zur politischen Partei zu veredeln, die bei den letzten Wahlen auf 11,4 Prozent kam. Auf der Suche nach einem "dritten Weg" zwischen Kommunismus und Kapitalismus suchte und fand er Vorbilder in West und Ost: Hitler, Lukaschenko, Schirinowski, Le Pen. Marktwirtschaft und EU mag er nicht, die Deutschen als solche noch viel weniger: "Für uns sind nicht die Juden das gefährlichste Volk, sondern die Deutschen", zitiert ihn die "Pommersche Zeitung". Eine Begründung fand er ausgerechnet im Vokabular der ansonsten verhaßten Kommunisten: Den "deutschen Junkern" sei der Drang nach Osten nicht auszutreiben.
Keine guten Aussichten also für die Fortentwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen - zumal Kaczynski als weiteren Koalitionspartner den Nationalisten Roman Giertych im Visier hat. |
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