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Wenn im oberbayerischen Herrsching am Ammersee die rote Sonne am Horizont des Wassers versinkt, holt der Wirt vom Seehof schon einmal die Trompete aus dem Schrank und stimmt das Lied an: "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt ..." Man hat den Königsberger Rudi Schuricke noch nicht vergessen, der zuletzt hier angesichts des Alpenpanoramas gelebt hat. Rudi (Rudolf) Erhard Hans Schuricke wurde am 16. März 1913 in Königsberg geboren, starb am 28. Dezember 1973 in München und wurde nach Herrsching am Ammersee überführt.
Dort in Breitbrunn am Ammersee schuf sich Schuricke eine neue Existenz, heiratete am 14. Juli 1966 in fünfter Ehe Maria Elisabeth, geborene Kohl (*1939 Oberhausen, Rheinland) und zählte zwei Töchter und einen Sohn zu seiner Familie. Er besuchte in Königsberg das Hufengymnasium, an dem Ernst Wiechert lehrte. Ein Mitschüler war Heinz Sielmann, der heute in München lebt, er schreibt: "Rudi Schuricke war vier Jahre älter als ich. Wir besuchten beide das staatliche Hufengymnasium in Königsberg, aber der Altersunterschied war doch zu groß, daß gemeinsame Interessen entstehen konnten." Rudi Schuricke studierte anschließend in Berlin Gesang bei Kardosch und Schauspiel an der Max-Reimann-Schule. Dann gründete er das "Rudi-Schuricke-Terzett", mit dem er ab Mitte der dreißiger Jahre in Berlin erfolgreich wurde. Außerdem machte er sich solistisch als Sänger vor allem sentimentaler Schlagerlieder einen Namen: "Ganz leis erklingt Musik" und "So wird s nie wieder sein". Mit dem von ihm gesungenen Schlager "Capri-Fischer" (Musik von Gerhard Winkler) war er in den 50er Jahren in den Hitlisten führend.
Dem als "Sänger mit der zärtlichen Stimme" annoncierten Schuricke gelang 1972 ein Comeback mit einer Langspielplatte: "So eine Liebe gibt es einmal nur". Weitere erfolgreiche Titel waren "O mia bella Napoli" und "Zwei Rosen". Auch als Textdichter und Komponist ist Schuricke mit den Schlagern "Tarantella", "Es werden wieder Rosen blüh n" und "Komm bald wieder" hervorgetreten. Zuletzt hat Schuricke in seinem Hotel Seespitz in Herrsching am Ammersee gesungen, wohnte von 1955 bis 1970 an der Seeleite in Herrsching, zog dann nach Olching bei München und starb 1973 in München an einem Gehirnschlag. Sein Grab befindet sich in Herrsching am Ammersee. Harry Herbert Tobies
Heimatmelodie von Hildegard Rauschenbach
Ich geh denselben Weg
jeden Tag,
ich schaue voll Sehnsucht
nach Norden:
Wie s in meiner Heimat
jetzt wohl aussehen mag,
was ist
aus Vertrautem geworden?
Ein Vogel fliegt von Norden her.
Der Kranich ist s.
Bringt Kunde er?
Ich lausche
auf den Flügelschlag,
was er mir wohl sagen mag?:
"In deiner Heimat Fremde sind,
wo du gespielt einst
hast als Kind,
und eine andere Sprache
man spricht -
doch diese Sprache
verstehst du nicht.
Ich sah des Flusses
silberne Wellen,
sie umspülten
die kleine Insel sacht,
in den Büschen
tanzten blaue Libellen,
und der Wald hielt still
die Wacht.
Über ein Feld ging weiter
mein Flug,
das einst das Korn für euch
wohl trug.
Es wiegten sich dort heut
keine Ähren mehr,
das Feld ist verlassen,
öd und so leer.
Nur über Steppe
weht der Wind,
wo du gespielt hast
einst als Kind,
der Wind die gleiche Sprache noch spricht,
doch seine Sprache
hörst du hier nicht."
Der Vogel flog weiter,
und ich stand allein,
die Augen blind voller Tränen.
Ach, könnte frei wie ein Vogel
ich sein,
ich würde stillen mein Sehnen:
Ich schwänge mich hoch hinauf in die Luft,
durch Sturm und Wind,
schnell wie ein Pfeil,
und über Grenzen,
die ihr Menschen schuft,
ich zu meiner Heimat eil .
Hier nun ich meine Ruhe find ,
wo ich gespielt hab
einst als Kind.
Mein Mund auch heute deine Sprache noch spricht -
Heimat du mein -
ich vergesse dich nicht. (1978)
*
Die Autorin wird am 22. März in Winsen (Luhe) mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Freundeskreis Ostdeutschland geehrt.
Rudi Schuricke: Mit "Capri-Fischern" berühmt geworden |
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