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Rufmord an einem Lehrer

 
     
 
Zu den Eigenarten, um nicht zu sagen Eigenartigkeiten, politischer Kommunikation gehören Kampagnen. Sie stehen und fallen mit der Unterstützung, die sie in der Öffentlichkeit und nicht zuletzt durch Behörden und Gerichte erzielen. Wer kennt nicht die Feldzüge gegen Dreyfus oder in jüngerer Zeit gegen Filbinger und Waldheim?

Hinterher, doch viel zu spät (nachdem das Opfer Gesetzeswidrigkeiten bezichtigt und der Lächerlichkeit preisgegeben worden war), wurde den wenigen, die es noch interessiert, meist in kleingedruckten Beiträgen bekanntgegeben, daß sich die „Affäre“ keinesfalls so ereignet hat, wie es anfangs erschien.

Etwas weniger schlagzeilenträchtig, doch schlimm genug für ihn und seine Familie ist das, was sich mitten in Deutschland im Zusammenhang mit dem Hünfelder Realschuldirektor Heiner Hofsommer ereignete. Hofsommer, geboren 1945, engagierte sich lange in der CDU, gehörte sogar zeitweise dem Hessischen Landtag an.

In seiner knappen Freizeit war er in den letzten Jahren an freiheitlich-konservativen Projekte
n wie der Offensive für Deutschland und dem Bund Freier Bürger beteiligt. Hofsommer, der in mittelständischen Kreisen der Region Fulda/Bad Hersfeld als „Lehrer von echtem Schrot und Korn“ und geradlinige Persönlichkeit hohes Ansehen genießt, ließ sich durch die mangelnde Unterstützung der „schweigenden Mehrheit“ nicht verunsichern und veröffentlichte im Aton-Verlag (Unna) das Büchlein „Mißstände in Bildung, Erziehung und Politik. Ein Plädoyer gegen Blindheit und Feigheit - für eine Leitkultur in Deutschland“, das binnen weniger Monate die zweite Auflage erreichte. Die breite Resonanz war begründet: Die Schrift nimmt in deutlichen Worten vorweg, was als Ergebnis der „Pisa-Studie“ seit Wochen ein schlechtes Licht auf „Spaßpädagogik“ und ähnliche Formen des Schulunterrichts, vor allem in sozialdemokratisch regierten Bundesländern, wirft.

Eine wachsende Zahl von Deutschen teilt die Einsicht, daß irgend etwas falsch läuft im Lande. Eine Folge: Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive (Schill-Partei) erscheint manchen nicht mehr nur in Hamburg als Alternative zu Linksliberalismus und Verkrustung. Auch Heiner Hofsommer hat sich mehrfach positiv zu Schills Vorhaben geäußert. Das war einigen selbsternannten Tugendwächtern offenbar endgültig zuviel des Bürgerengagements. Sie gingen gegen den couragierten Pädagogen vor. Anstatt jedoch den (gesamten) Elternbeirat zu konsultieren oder das Gespräch mit Hofsommer zu suchen, wandten sich die Eltern zweier Schüler aus Hofsommers Klasse 7e (Klassen-Elternbeiratsvorsitzender Nenzel und Vize Raschkewitz) an das Kultusministerium, politische Parteien, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Rita Süßmuth (im Ernst!) und die Medien. Rassismus werde von diesem Lehrer im Klassenzimmer verbreitet.

Tatsächlich gelangten einige Zitate Hofsommers, die der Vertiefung des Lehrbuchinhalts (London und die Einwanderer aus dem Commonwealth) dienten, völlig verkürzt und mißverständlich an Eltern, die aufgrund ihrer eher grünen Orientierung im Konservativismus Hofsommers schon vorab Teufelswerk sehen wollten und ihre Kinder entsprechend aktivierten. Hofsommer hatte tatsächlich gesagt: „If we have got too many immigrants, we will get the same problems. What do you think?“, sowie: „Wenn es Moslems gibt, die gegen Recht und Gesetz verstoßen wie der Kalif von Köln, dann müssen die dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.“ Derlei Beschreibungen der traurigen Wirklichkeit oder die Begrüßung von Absichten (Abschiebung des „Kalifen“) des Bundesinnenministers Schily (SPD) wurden nun Hofsommer zur Last gelegt.

Doch erhob sich sehr schnell Widerspruch gegen Nenzel und Raschkewitz sowie deren Unterstützer. Zehn Eltern der 7e erklärten in einer Protestnote, durch das eigenmächtige Vorgehen zweier Elternbeiräte sei Heiner Hofsommer denunziert worden, folglich sei großer Unfrieden entstanden (13. Dezember 2001). Der Schulelternratsvorsitzende bezeichnete im Fernsehen die Zusammenarbeit mit Hofsommer als „hervorragend“.

Mittlerweile war aber die Staatsanwaltschaft aufmerksam geworden und unterzog am 11. Dezember 2001 Wohnung und Auto des Realschuldirektors einer Durchsuchung - Verdacht auf Volksverhetzung. Das Staatliche Schulamt, von Nenzel alarmiert, beorderte Hofsommer für ein Jahr (später auf ein halbes reduziert) in seine Behörde nach Fulda. Die Lokalpresse berichtete, kommentierte, vermischte auch Bericht und Kommentar. Zu Hofsommers Gunsten griffen einige Leserbriefschreiber und der Verband der Lehrer (VDL) zur Feder: Nach dessen Auffassung sei die „in den Medien gegen Hofsommer initiierte Kampagne eine Form von Vorverurteilung, die rechtsstaatlichen Grundsätzen Hohn“ spreche. Die Abordnung an das Schulamt sei eine „überzogene und unangemessene Reaktion“.

Den Schaden haben nicht nur Heiner Hofsommer und seine Familie. Auch seine Schüler wurden als politische Spielbälle mißbraucht. Was jetzt not tut, ist die schnelle und vollständige Rehabilitierung eines Mannes, von dem viele aus dem bürgerlich-konservativen Lager aufgrund seines Mutes und seiner klaren Sprache politisch noch einiges erwarten, auch wenn er den Etablierten ein Dorn im Auge ist. 

 
     
     
 
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