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Das Norwegische Konservenmuseum von Stavanger gewährt in seiner Etikettenkollektion unerwartete historische Einblicke.
Da wirbt ein Weltkrieg-I-Soldat mit Bajonett in der einen und geöffneter Ölsardinendose in der anderen Hand für den Fischverzehr.
Die Marke "Wacht" zeigt einen Landser im Grabenunterstand, und die wohl eher für die Marine konzipierte Marke "U-9" verspricht feinste norwegische Sprotten. Ebenso wie die Deutschen hätten seinerzeit auch die Briten Truppenverpflegung in Stavanger geordert, sagt Museumsdirektor Piers T. Crocker.
Zwar habe man damals über Omega-3-Fettsäuren und andere wertvolle Inhaltsstoffe noch eher wenig gewußt, sagt Crocker. Doch auch so sei der vor Norwegens Küsten gefangene Fisch als Nahrungsmittel in vielen Ländern geschätzt worden.
Die Fischereistadt Stavanger habe sich zwischen 1870 und 1930 zum weltweit größten Sardinenbüchsen-Produzenten entwickelt, sagt der Museumschef. Rund 350 Millionen Dosen Fisch seien pro Jahr aus 70 Fabriken in die ganze Welt geschickt worden.
Längst hat die 100000-Einwohner-Stadt an Norwegens Westküste das Ölsardinenbüchsen-Image abgestreift.
In Sichtweite des Konservenmuseums in der von beschaulichen Holzhäusern geprägten Altstadt erhebt sich am Ufer des Stavangerfjords das einer Bohrinsel nachempfundene Norsk Oljemuseum. Es kündet vom prägenden Einfluß des Ölbooms auf die heutige norwegische Gesellschaft.
Als Europäische Kulturhauptstadt 2008 will Stavanger jedoch ganz gezielt auch an die Tradition als Nahrungsproduzent und -lieferant anknüpfen.
Dabei geht es längst nicht mehr "nur" um Sardinen oder Hering. "Wir wollen 2008 beispielsweise mit den Delikatessen Lamm und Garnele kulinarische Events organisieren", sagt Projektleiterin Mari Anne Feet.
Immerhin sei die um Stavanger gelegenen Region Rogaland stark von der Nahrungsmittelerzeugung geprägt.
Dort würden allein rund 50000 Kühe, 200000 Schafe, 290000 Schweine und 820000 Hühner gehalten. Hinzu kommen 34634 Tonnen Lachs und Forelle in Aquafarmen und 853 023 Tonnen Wildfisch. 80 Prozent der norwegischen Gewächshäuser befänden sich in Rogaland.
"Die Nahrung ist wesentlicher Bestandteil unserer kulturellen Identität und bedeutsam für die gesellschaftliche Stabilität", betont Feet.
Norwegens Küche habe sich in den zurückliegenden Jahrzehnten stark gewandelt. Ursprünglich recht einfach, habe sie mittlerweile viele Einflüsse der europäischen Kochkunst aufgenommen und auf eigene Weise verarbeitet, sagt Steffen Engelhard. Der aus Deutschland stammende Wahl-Norweger vertrat zusammen mit Starkoch Charles Tjessem schon mehrfach erfolgreich die norwegischen Farben bei international en Kochwettkämpfen.
Essen wie Gott in Norwegen kann man bei ihnen zum Beispiel Jakobsmuscheln auf Sauce mit gerösteten Pinienkernen, Kabeljau mit Pfifferlingen und Meerettichkartoffelbrei mit glasierten Möhrchen, Rohmilchkäse mit in Wein zubereiteten Aprikosen und das kredenzt mit einer Sauce von gedünsteten grünen Tomaten. Natürlich werde alles weitgehend aus heimischen Produkten bereitet, versichert Engelhard.
Dem rustikaler gestimmten Norwegenbesucher empfiehlt sich eher ein Abstecher nach Sand zur Lachsfarm von Björn Moe. Dort kann sich der Gast nicht nur
Hirschwürstchen mit Kartoffelbrei und selbstgebrautes Bier schmecken lassen, sondern am Fluß Suldalslagen selbst Wildlachs angeln. Industriell geht es weiter südlich im Jösefjord bei Hjelmeland zu.
Dort tummeln sich vor der Kulisse des bergigen Fjordufers Zuchtlachse einer Aquafarm der Firma Marine Harvest im klaren Wasser.
Egal eigentlich von welcher Warte man sich im Rogaland dem Thema Essen und Trinken nähert. Soviel steht allemal fest: Das Auge ißt schon wegen der imposanten Umgebung stets mit.
So gesehen dürfte ein Lammcaree mit Rosmarinkartoffeln in der urigen Seemannskneipe Sjöhuset Skagen am Hafen von Stavanger ebenso unvergessen bleiben wie ein Muschelessen am Lysefjord in Nachbarschaft des atemberaubenden 600 Meter hohen Preikestolen-Felsenmassivs.
Die Region Stavanger erstreckt sich vom Lysefjord im Osten bis zur Nordsee im Westen sowie vom Sirevag im Süden bis zum Leuchtturm Tungenes Fyr im Norden. Die Landschaft ist geprägt von Fjorden, Schären, Stränden, von Heide, Flüssen und Wasserfällen. (www.regionstavanger.com)
Leben am Lachsfluß - Die Region Stavanger
Im Jahr 2008 ist Stavanger Europäische Kulturhauptstadt. Die Initiatoren versprechen für das Ereignis das innovativste Kulturprogramm, das je in Norwegen geboten wurde. (www.stavanger2008.no) Anreise: Stavanger ist auf dem Luftweg beispielsweise von Hannover aus mit der Fluglinie "Welcome Air" zu erreichen. Der Suldalslagen ist einer der norwegischen Lachsflüsse und ein Paradies für Angler. Naturliebhaber können sich hier aber auch mit Taucherbrille und Schnorchel in der Strömung treiben lassen und das Leben im Lachsfluß beobachten. (www.suldalslagen.no; www.molaks.no)
Informationen: Stavanger Touristinformation, Domkirkeplassen 3, N-4006 Stavanger, Telefon (0047) 51 85 92 00, i |
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