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Es gibt wohl derzeit in Hamburg keine zweite Ausstellung, aus der die Besucher mit einem breiten Lächeln herauskommen; man könnte fast von einem "satten Grinsen" sprechen, würde man sich dann nicht auf die Ebene der Kalauer begeben. Einen Augenschmaus der besonderen Art haben die Museumsleute in Altona auf ihrer Speisekarte, pardon auf dem Programm, anzubieten: Unter dem Titel "Tafelspitzen" präsentiert man bis zum 31. Oktober im Haus an der Museumstraße 23 kulinarische Cartoons von Ernst Kahl (dienstags bis sonntags 11-18 Uhr).
Scharf gewürzt sind diese Karikaturen zum Thema Essen und Küche allemal. Man schmunzelt und doch bleibt so mancher Bissen im Halse stecken, wenn man etwa auf dem "Seniorenteller" vier rüstige und fidele ältere Herren entdeckt, die nichts von ihrem Schicksal ahnen. Auch die "Tortenschlacht" weckt nicht gerade heitere Erinnerungen an Schlagsahne und Puderzucker, haben sich die Tortenstücke doch in Kriegsschiffe verwandelt, die aus allen Rohren, oder besser aus allen Keksen Sahnebällchen abfeuern. Zur Beruhigung einen Schnaps? - Der "Himbeergeist" entpuppt sich tatsächlich als Gespenst mit einem Fruchtkopf. Lustiger geht s dann schon zu, wenn man ein allerdings verdrossen dreinblickendes Männchen beobachtet, das entschlossen seine Kreise um eine Salami zieht - schließlich "geht es um die Wurst" ... Ob der Koch mit der Flinte tatsächlich Erfolg hat bei seiner "Schnitzeljagd" im Wald? "Futtern wie bei Muttern" stellt sich so mancher auch anders vor, als Ernst Kahl es mit hintersinnigem Humor dargestellt hat: Da sitzt ein Herr mit Anzug und Krawatte auf dem Schoß einer überdimensional großen Frau und wird gefüttert.
Ernst Kahl mag den tiefgründigen Humor, den Witz hinter dem Witz. Und wenn man sein verschmitztes Gesicht betrachtet, dann ahnt man schon, daß er wieder etwas ausheckt. Geboren wurde Kahl 1949 in der Nähe von Kiel. Schon als Kind fühlte er sich zu den Schönen Künsten hingezogen, war mit acht Jahren Direktor eines Kasperletheaters und spielte mit zehn auf der Ukulele, dann auf der Gitarre. Er studierte an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, lebte als freier Maler und Galerist mehr schlecht als recht. Mit dem Regisseur Detlef Buck schrieb Kahl das Drehbuch zu der Komödie "Wir können auch anders"; mit Hardy Kaiser singt er Lieder zur Gitarre.
Seit 1992 liefert er dem Gourmet-Magazin Der Feinschmecker eine monatliche Karikatur. Die Gemälde, die als Vorlage für die kulinarischen Motive dienten, sind nun in einer Auswahl im Altonaer Museum zu sehen. Viele befinden sich heute in Privatbesitz, "und es war gar nicht so einfach, sie aus ganz Europa zusammenzutragen", so Axel Feuß, Direktor des Museums, der auf die lange Tradition seines Hauses verwies, Karikaturisten wie Janosch oder F.K. Waechter auszustellen. Kahl als einer der bekanntesten deutschen satirischen Maler passe durchaus in diese Reihe.
Die Ausstellung, die im Anschluß auch im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover und in Frankfurt/Main zu sehen ist, wird von einem Buch aus dem Kein & Aber Verlag, Zürich, begleitet (24,80 Euro). Dort kann man einen Großteil der rund 80 ausgestellten Gemälde noch einmal in aller Ruhe betrachten und schmunzeln, wenn Ernst Kahl ein "Spiegelei" oder einen "Teufelsbraten" serviert. Peter van Lohuizen
Ernst Kahl: S. geht um die Wurst. Foto: Altonaer Museum
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