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Die Suche nach einer Antwort auf die Fragen nach dem Werden und Vergehen jeder Kreatur hat viele Künstler seit Jahrhunderten umgetrieben, und jeder hat eine andere Antwort gefunden. Zu ihnen gehört der Bildhauer Anatol, dem das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf jetzt eine Ausstellung zum 75. Geburtstag widmet.
"Ein seltenes Gewächs in Gottes buntem Garten", nannte ihn einmal sein Freund Karl Heinrich Müller, der Kunstsammler und Begründer der Museumsinsel Hombroich. Andere sprechen vom "Steinmetz Gottes", nennen ihn einen Einzelkämpfer, einen "gerade, aufrichtigen und originalen Kerl", einen "unbekümmerten Anachronisten", heben seine Begabung hervor, Geschichten zu erzählen und lieben seine "unbändige Schaffenskraft und seinen ungebrochenen Lebensmut".
Manche Freunde allerdings "fürchten vielleicht seinen immer noch wachen Poltergeist und entdecken das Kind im Manne, das auf den Schultern von ,Eisenhans in die Welt der Kunst geht, um Wildblumen vor der Königs-tochter niederzulegen", so Heribert Brinkmann in seiner Monographie über Anatol, den Bildhauer und Maler. Geboren wurde der eigenwillige Künstler, der 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz und 1995 mit dem Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde ausgezeichnet wurde, als Karl Heinz Herzfeld am 21. Januar 1931 in Insterburg. Aufgewachsen bei Pflegeeltern, erlebte er als junger Mann den Zweiten Weltkrieg in seiner Heimat Ostdeutschland mit all seinen Schrecken.
Die Vertreibung führte ihn dann ganz in den Westen Deutschlands. Dort erlernte er zunächst das Schmiedehandwerk und wurde dann Polizist; diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung aus. Nebenher studierte er an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf bei Joseph Beuys, der ihn sehr geprägt hat, und bei Carl Wimmenauer (1964-1972). Von 1979 bis 1981 erhielt der Ostpreuße sogar einen Lehrauftrag an "seiner" Akademie.
Seit 1982 lebt und arbeitet er in Düsseldorf und auf der Insel Hombroich in Neuss-Holzheim; dort hat Anatol, wie sich Herzfeld als Künstler nennt (nach einer Figur aus Tolstois "Krieg und Frieden"), auch eine alte ostdeutsche Bauernkate nachgebaut, die ihn - und nicht zuletzt auch die Besucher der Museumsinsel - an das Land im Osten erinnert.
Immer wieder findet man in seinen Arbeiten Symbole wie die Kreuzblüte, die für Anatol auch ein Symbol seiner Heimat ist. "Als ich 1946 aus meiner Heimat Ostdeutschland vertrieben wurde, blühte dort überall das Unkraut Hederich" (ein Kreuzblütler) ... Als wir im Zug steckten, kamen wir irgendwann über die Weichsel. Da wußten wir, es geht nach Westen. Ich war damals 16. Mir ging es wie einem herausgerissenen Baum oder einem aus dem Nest geworfenen Vogel.
Es war Herbst, da blühte der Hederich, er blühte gelb wie der Raps ..."
Auch der Fisch, als Symbol des auferstandenen Christus, und der Schmetterling sind im Werk des gläubigen Christen Anatol immer wieder zu entdecken. Eisen, Stein, Holz sind die bevorzugten Werkstoffe, alte Türen, verwitterte Fensterläden führt er einer neuen Bestimmung zu. Er bearbeitet alte Findlinge und gibt ihnen ein neues Leben. Interessierte Zuschauer stören den Künstler nicht bei der Arbeit, er läßt sie an seinem Schaffen teilhaben, zieht sie in den Entstehungsprozeß mit hinein. Immer wieder hat er die Spuren der Kindheit gesucht, hat zurückgeblickt, aber auch nach vorn und mit seinen Arbeiten Zeichen gesetzt, Zeichen, die trotz ihres herben
Materials durchaus poetisch sind.
Die Ausstellung im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, mit Malerei und Skulpturen von Anatol ist montags bis freitags von 10 bis 20 Uhr, sonnabends von 10 bis 18 Uhr bis zum 26. Mai zu sehen, sonn- und feiertags geschlossen.
Bauernpaar: Stahl auf alter Holztür
Eisenmänner: Geballte Kraft aus Stahl
Eigenwillig: Anatol vor seiner Schmiede |
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