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Diesmal hatten die Attentäter die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Als eine Gruppe von Linksextremisten Steine in die Fenster der "Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn" warf, ging sie davon aus, daß die Korporierten nicht zu Hause sind. Um sicher zu gehen, hatten sie sich für ihren Überfall den zweiten Weihnachtstag 1999 ausgesucht.
Doch die Studenten waren da. Als nur einer von ihnen erschien und die Randalierer zu stellen versuchte, rannten diese in Panik davon. Die Raczeks waren offenbar gewarnt. Schon im Sommer hatten Linke ihre Scheiben eingeworfen. Danach wurden Sicherheitsfenster eingebaut.
Was die Burschenschafter indes noch eher zu erhöhter Aufmerksamkeit anhielt, war ein erst am 14. Dezember in der linken Uni-Postille "Basta" erschienener Hetzartikel gegen ihren Bund.
Die Verbindung hatte den Chefredakteur der Wochenzeitung "Junge Freiheit " (JF), Dieter Stein, eingeladen. Stein referierte über "Konservatismus in Deutschland". Zum Beleg, daß die JF rechtsextrem sei, führt "Basta" an, daß diese die Einführung des Doppelpasses kritisiert hat.
Daß auch die Raczeks braune Dunkelmänner sind, leiten die linken Schreiber aus deren Bekenntnis ab, das Andenken an den deutschen Osten wahren zu wollen.
Bedenklich stimmt die Reihenfolge der Ereignisse: Nicht zum ersten Mal folgte auf einen solchen Hetzartikel beinahe unmittelbar ein gewalttätiger Anschlag. "Basta" versäumte es nicht, die genaue Adresse der Burschenschaft gleich am Beginn des Beitrags über den Stein-Vortrag bekanntzugeben. Da mußte man nicht mal ins Telefonbuch gucken.
Auch wesentliche Detailinformation zur "Jungen Freiheit" werden feilgeboten, die dem "gewöhnlichen" (also lediglich an Informationen und Meinungen interessierten) Leser piepe sind: so zum Beispiel deren Verlagsservice.
In der Vergangenheit setzten Linksextremisten eine fanatische Energie an den Tag, auf den Verlagsservice, auf die Grossisten und selbst auf einfache Kioskbetreiber massiven Druck auszuüben, um das Erscheinen der JF zu verhindern. Die Druckerei wurde Opfer eines Brandanschlags und eines Überfalls mit der Schußwaffe (!).
Auch diesen Ereignissen gingen jeweils massive Kampagnen linker Postillen voraus.
In Bielefeld wurde das Haus der Burschenschaft "Normannia-Nibelungen" in der Silvesternacht Opfer eines Anschlags. Auch hier führen die Korporierten den Vorfall auf vorangegangene Hetzartikel zurück. Sie reagierten mit Flugblättern und Gegendarstellungen.
Andere Burschenschafter bezweifeln indes, daß Argumentieren die Entwicklung entschärfen kann. Aus Bonn heißt es: Wer sich auf linken politischen Veranstaltungen an der Universität oder im einschlägig bekannten Jugendzentrum als Burschenschafter zu erkennen gebe, um zu diskutieren, müsse damit rechnen, "auch schon einmal zusammengeschlagen oder mit dem Messer bedroht zu werden".
Aber was sollten linke Schläger und jene Schreiber, die sie aufhetzen, den Burschenschaftern auch sagen? Daß sie die Meinungsfreiheit verachten und unter Demokratie in etwa dasselbe verstehen wie jene rotchinesischen Machthaber, die die kommunismuskritischen Studenten in Peking 1989 von ihren Panzern zermalmen ließen?
Was sich hier abspielt, ist weder bloßer Studentenkram noch Randerscheinung. Die linken Uni-Schläger und Hetzer gehen wie ihre Vorgänger seit 1968 später in unserer Gesellschaft auf und nehmen ihr Grundverständnis vom Umgang mit Andersdenkenden mit in nicht selten einflußreiche Positionen. Dort "verfeinert" sich ihr Stil vielleicht, mehr aber oft nicht.
Wenn heute beklagt wird, daß die Meinungsfreiheit in Deutschland am Verdampfen sei, dann wird hier nur der vorläufige Endpunkt einer Entwicklung aufgedeckt, die ihren Anfang in Vorgängen nahm wie jenen in Bonn und zahllosen anderen deutschen Universitätsstädten. Demokratien verenden heute nicht mehr an spektakulären Umstürzen, sie werden langsam von innen zersetzt, bis nur noch eine Hülle lee-rer, verlogener Floskeln übrigbleibt. Elisa Wachtner
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