|
Es ist der uralte Traum fast aller Menschen, zu den Reichen, Schönen und Berühmten zu gehören. Und am schnellsten kann man seinem Leben einen neuen Sinn geben, wenn man wenigstens berühmt ist. Da reicht es aus, mal mit einem Promi ein Verhältnis zu haben, das man dann öffentlich verwertet oder man zerstört mit einem Messer ein bekanntes Gemälde.
Wir, die wir in einer Mediengesellschaft leben, können an diesen Zerstörungsakten erkennen, was derzeit in Mode ist. Denn merke: Keiner dieser angeblichen Psychopathen ist wirklich so krank, daß er nicht doch weiß, was er sich für ein Opfer aussucht. Er könnte sich ja für seine Zerstörungswut auch eine leere Bierdose aussuchen. Oder er könnte öffentlich über den anhaltenden Mißbrauch unseres Asylrechts klagen beides wäre den Medien keine Zeile wert. Nein, das Objekt der Zerstörung muß ein Rembrandt sein; und wenn schon Mord, dann muß das Opfer John Lennon sein
Ein 30jähriger Potsdamer hat uns gezeigt, was in unserer Wahrnehmung derzeit besonders hoch im Kurs steht. Wie die Polizei in Potsdam mitteilte, fügte sich der Mann selbst Verletzungen zu, um öffentliches Interesse an seiner Person zu erregen.
Bei der Polizei hatte der Mann angegeben, er sei am 7. März in einer S-Bahn zwischen Berlin-Wannsee und Griebnitzsee angegriffen worden. Zuvor habe er dort einem Schwarzafrikaner zur Hilfe eilen wollen, der von vier Skinheads bedroht worden sei. Dabei sei er durch Messerstiche verletzt worden. Der Afrikaner sei in Griebnitzsee aus dem S-Bahn-Wagen geflohen und von den "rechten" Gewalttätern verfolgt worden. Er selbst habe den Vorfall dem Bahnpersonal gemeldet, das die Polizei alarmierte. Der 30jährige wurde damals in eine Klinik gebracht.
Und damit begann das Rauschen im Berliner Blätterwald. Der 30jährige stieg zum Volkshelden auf, ja, sein Traum erfüllte sich, er wurde berühmt. Er wäre sicher auch in die Talkshows diverser Fernsehsender eingeladen worden, wenn, ja wenn die Polizisten den Fall nicht routinemäßig überprüft hätten. Doch bei ihren Ermittlungen wegen Körperverletzung und Volksverhetzung konnten die Beamten weder den Schwarzafrikaner noch Tatzeugen ausfindig machen, obwohl die S-Bahn zum genannten Zeitpunkt voll besetzt war.
Der Potsdamer aber wollte noch berühmter werden, also setzte er noch eins obendrauf: Kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus alarmierte er erneut die Polizei und gab an, zwei "Rechte" seien gewaltsam in seine Wohnung eingedrungen. Sie hätten ihn erneut angegriffen und mit Messerstichen verletzt. Derzeit wird der Mann in einem Berliner Krankenhaus versorgt.
Was die Polizisten dann ermittelten, ist unglaublich: Der 30jährige hatte sich selber mit einem Messer selber verletzt, beide Straftaten waren nur vorgetäuscht, um öffentliches Interesse zu erwecken. Der Mann ist erst vor kurzem von seiner Freundin verlassen worden und hat zudem finanzielle Probleme. So wendet sich das Blatt: Die Polizei ermittelt jetzt gegen den Potsdamer wegen Vortäuschung von Straftaten.
|
|