A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Spanien geht das Wasser aus

 
     
 
Not macht erfinderisch: Der Fluß Manzanares, der Madrid von Norden nach Süden durchfließt, führt in den heißen Sommermonaten viel zuwenig Wasser.

Um dem abzuhelfen, plant das Umweltamt der spanischen Hauptstadt, das Wasser aus der am südlichen Stadtrand gelegenen Kläranlage "La China" durch ein elf Kilometer langes Rohr zurückzupumpen zur im Norden gelegen "Viveros"-Anlage und von dort in den Fluß zu lassen, um die Menge des durchlaufenden Wassers zu verdreifachen. Madrid - die erste Stadt der Welt, die einen Fluß hat, der im Kreis fließt!

Mitteleuropäern mag die Maßnahme skurril vorkommen. Sie spiegelt die dramatische Situation wider, in der sich Spaniens Wasserversorgung befindet.

Ein Drittel der Gesamtfläche ist davon bedroht, vollends Wüste zu werden. Und es wird jedes Jahr schlimmer.

Die spanischen Behörden führen genau Buch darüber, wieviel Naß die Stauseen des Landes noch führen. Dieses Jahr sank die Quote bereits in der ersten Juliwoche unter 50 Prozent des Gesamtvolumens. Eine früher als im bereits extrem trockenen Jahre 2005 - dies, obwohl es im ersten Halbjahr
2006 spürbar mehr geregnet hatte als im gleichen Vorjahreszeitraum. Spanien trocknet demnach langsam, aber sicher aus, selbst wenn es einmal mehr regnet. Vergangenes Wochenende mußte das Kernkraftwerk bei der nordkastilischen Stadt Burgos abgeschaltet werden, weil der Ebro zuwenig Wasser führt.

Von Mai bis Oktober ist sowieso mit keinen nennenswerten Niederschlägen zu rechnen.

Wenn nicht genug Regen gefallen ist, heißt es: Durchhalten und hoffen, daß die Hitze, die den Boden noch mehr austrocknet, nicht zu schlimm wird. Letzteres hat sich 2005 wie 2006 nicht erfüllt; Spanien glüht wie Deutschland, England oder Frankreich auch, nur mit durchschnittlich noch ein paar Grad mehr.

Der Mensch verstärkt die Krise dabei erheblich. Allein in den 90er Jahren wuchs die Fläche des Bewässerungslandes um 8000 Quadratkilometer (mehr als die Hälfte der Fläche von Schleswig-Holstein) oder 31,7 Prozent, und breitet sich seitdem sprunghaft weiter aus. Traditionelle Kulturen wie beispielsweise Oliven oder Zitronen, die mit wenig Wasser auskamen, wurden ersetzt durch Pflanzen wie Mais oder Zuckerrübe, die künstlich bewässert werden müssen.

Die spanischen Landwirte argumentieren, sie folgten damit nur den Zwängen der EU-Agrarpolitik, die den Umstieg auf Pflanzen wie die Zuckerrübe üppig subventioniere.

Die Beregnungsmethoden sind der dramatischen Wasserknappheit nicht angemessen: Statt sparsamer und effizienter Tröpfchenbewässerung bedienen sich Spaniens Landwirte verschwenderischer Wasserkanonen und ähnlicher Geräte, die einen Großteil verdunsten lassen. Warum auch nicht: Wasser ist mit Deutschland verglichen billig in Spanien.

Aber auch der Tourismus tut sein Teil: Die Mittelmeerküste wuchert zu mit Hotelanlagen, ein Bauboom wie nie.

Zahlreiche Schwimmbecken und jedes Jahr neue, saftig grüne Golfplätze locken Abermillionen Kunden, denen man den Urlaub nicht mit Wassersparappellen trüben will.

Die "Weltnaturschutzstiftung", kurz WWF, fordert, daß die EU ihre Agrarpolitik radikal ändern müsse. Gleiches gelte für die spanische Regierung, deren einzige Antwort bis jetzt darin besteht, immer neue Brunnen, Staudämme oder Meerwasserentsalzungsanlagen zu bauen oder einfach das knapper werdende Wasser anders zu verteilen.

Vergangenes Jahr kam es zwischen den Autonomen Regionen (Bundesländern) Murcia und Kastilien-La Mancha zu einem regelrechten "Wasserkrieg".

Kastilien La-Mancha war nicht länger bereit, den ständig wachsenden Durst der jährlich an Fläche zunehmenden Bewässerungsfelder von Murcia zu löschen, das sich über einen gewaltigen künstlichen Kanal aus den Reservoirs vom kastilischen Strom Tajo zum murcianischen Fluß Segura beim Nachbarn bedient.

Die Regierung von Kastlien-La Mancha in Toledo schickte Hubschrauber und mietete sogar zeitweise einen Satelliten an, um nachzuweisen, daß in Murcia in großem Stil nicht genehmigte Bewässerungsflächen angelegt worden seien. Tatsächlich sollen in den vergangenen Jahren Tausende von Hektar neuen Bewässerungslandes allein in Murcia illegal hinzugekommen sein, ohne daß die Regierung etwas unternommen hätte.
 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Unentschlossener Alleingang

Gott nimmt uns Menschen ernst

Was Sie wirklich denken

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv