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Spuren

 
     
 
Im Sommer 1998 ging es los. Mit der Bahn in neunzehn Stunden von Kiel nach Königsberg. Ziel: unsere Partnergemeinde Gumbinnen im nördlichen Ostdeutschland. Im Spätherbst letzten Jahres hatte die Kirchengemeinde Holtenau diese Partnerschaft beschlossen. Jetzt ging es darum, uns vor Ort ein Bild zu machen und Ideen für konkrete Schritte der Zusammenarbeit zu entwickeln.

In Königsberg wurden wir von Pastor Heye Osterwald in Empfang genommen. Er und seine Frau haben uns während unseres Aufenthalts immer wieder begleitet und bewirtet und standen auch für zahlreiche Gespräche bereit. Die Begegnungen mit der Gemeinde waren intensiv und herzlich. "Erzählt doch einmal von eurem Glauben" – aus dieser für uns eher ungewöhnlich direkten Aufforderung ergaben sich über alle Sprachbarrieren
hinweg gute, offene Gespräche. Wir hörten erschütternde Verfolgungs- und Vertreibungsgeschichten aus der Stalinzeit und auch noch jüngst nach dem Zerfall der Sowjetunion. Gerade der Glaube war vielen in solchen Zeiten ein entscheidender Halt. Stolz sind die Menschen dort deshalb auch auf ihre "Salzburger Kirche", über viele Jahre ein Lagerraum für Kfz-Ersatzteile, wurde sie am Reformationstag 1995 wieder eingeweiht. Ihre Geschichte geht zurück ins 18. Jahrhundert, als Friedrich Wilhelm I. die Salzburger in die von der Pest entvölkerten Gebiete rief. Die Stiftung "Salzburger Anstalt" hat den Wiederaufbau der Kirche ebenso wie das Pfingsten 1998 eingeweihte Diakoniezentrum tatkräftig unterstützt. Die Notwendigkeit der diakonischen Arbeit wurde uns deutlich vor Augen geführt. Die Diakonieschwestern, die letztes Jahr ihre Arbeit mit viel Engagement aufgenommen haben, besuchen nach Absprache mit Ärzten Kranke und Vereinsamte. Dabei begegnen sie einem Grad von Armut, Hilflosigkeit und teilweise Verwahrlosung, der uns erschüttert hat. Wir waren deshalb froh, für diakonische Arbeit nach dem Sonntagsgottesdienst Spenden von 1200 DM überreichen zu können und wollen auch in Zukunft verstärkt für diese Arbeit sammeln.

Weiterhin haben wir an der Einweihung eines Soldatenfriedhofs in Schloßberg teilgenommen, auf dem russische und deutsche Soldaten beider Kriege beigesetzt sind. Deutsche und russische Jugendliche haben hier zusammengearbeitet und so ein Stück Friedens- und Versöhnungsarbeit geleistet.

Wunderschöne, unberührte Natur, u. a. einen Zug von Kranichen erlebten wir, als ehemalige Bewohner des Ortes Roeden einen Gedenkstein an der Stelle ihres mittlerweile nicht mehr existierenden Geburtsortes setzten.

Weitere Stationen einer erlebnisreichen Woche waren Rauschen mit einem Bad in der Ostsee und Königsberg. Dort sind die Fortschritte der Domrenovierung deutlich zu erkennen, sonst gibt es leider viel Tristesse.

Voller Eindrücke sind wir zurückgekehrt, dankbar für die vielen Begegnungen, die überschwengliche Gastfreundschaft trotz aller schwierigen Lebensbedingungen und sicher, daß wir unser Versprechen einhalten.

 

 

 
     
     
 
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