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In Templin ist nicht viel los. Die größte Attraktion der Stadt ist das Spaßbad "Naturtherme". Da gibt es - wie in vielen Bädern - eine große Rutsche. Das besondere an der Rutsche: In ihr ist es stockdunkel. Man gleitet rasend abwärts, sieht aber nichts. Es geht immer schneller und schneller, bis man schließlich ins erleuchtete Becken gespuckt wird. Das ist toll für Kinder, aber beileibe nichts für Ältere mit schwachen Nerven.
Seit der Wende ergeht es Templin wie vielen anderen Regionen in den Neuen Ländern: Betriebe gehen kaputt, Leistungs- fähige ziehen in den Westen. Die Stadtoberen besonnen sich auf ihre verbliebenen Stärken und setzten auf den Tourismus. Immerhin ist der Ort in die reizvolle Uckermark eingebettet und gerahmt von der zweit- schönsten erhaltenen Stadtmauer in Deutschland nach Rothenburg ob der Tauber.
Und: Templin verfügt über eine Thermalquelle. Aus einer Tiefe von 1.000 Metern sprudelt 57 Grad heißes, jodhaltiges Wasser nach oben. So wurde die Idee der "Naturtherme Templin" geboren. Auf einer 10.000-Quadratmeter-Anlage entstanden Saunalandschaft, Bäder und Gastronomiebetriebe - alles unter einem Dach. Im Jahre 2000 haben die Templiner ihre Therme feierlich eingeweiht. Sogar Angela Merkel, die bekannteste Tochter der Stadt (nicht hier geboren, aber aufgewachsen), kam zur Eröffnung. Trotz gepfefferter Eintrittspreise (zwei Stunden für neun Euro) kamen und kommen viele Gäste.
Vorletzte Woche jedoch ging der Traum jäh baden: Die Stadt Templin als Eigentümerin muß aus ihrem klammen Haushalt sieben Millionen lockermachen für den Konkurs der Naturtherme. Keine fünf Jahre nach der Eröffnung ergab ein Gutachten sage und schreibe 429 Baumängel - kaputte Fliesen, defekte Technik, undichtes Dach. Die von der Stadt seinerzeit beauftragten Firmen (ein Planungsbüro und eine Baufirma) sind längst pleite.
Die marode Therme steht wie ein Mahnmal dagegen, daß der Staat anfängt, als Unternehmer aufzutreten. Der Staat als Geschäftsmann - das ist fast immer ein wenig wie in der Rutsche, in der es so dunkel ist: Es geht immer schneller abwärts. Der Versuch der Stadt Templin, Besucher durch den Bau eines Thermalbades in die Stadt zu locken, belastet ihre Einwohner jetzt mit einer zusätzlichen Verschuldung von über 500 Euro pro Person.
Die Naturtherme steht nicht im luftleeren Raum, sondern mitten in Brandenburg. Im selben Land wie der Lausitzring, die Hallen für den gescheiterten Cargo-Lifter und die Ruine der Chipfabrik von Frankfurt/Oder. Geplatzte, teuer subventionierte Politikerträume aus Beton und Stahl übersähen das Land wie die unseligen Windräder, die uns Stromkunden auch nicht eben billig kommen. |
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