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Lediglich im Geiste beschäftigen mich meine Bilder oft lange Zeit, bevor ich male", hat Louise Rösler (1907-1993) einmal über ihre Arbeit gesagt. "Dann kritzle ich mit Bleistift auf meine Leinwand, beziehungsweise Brett. Dann fange ich an zu malen, aber immer erst, wenn ich die Farbe und Form genau vor mir sehe - niemals probiere ich herum. Daher sitzen alle Farben à premier coup ... Ich habe zwei verschiedene Sorten von Bildern, die einen, die ich in zwei bis drei Stunden niederschreibe, wie etwa einen Brief; die anderen, die allmählich zusammenwachsen müssen, oft dauert das wochenlang. Die zweite Sorte macht mir oft viel Mühe, die erste gar keine ..."
"Niedergeschriebene", aber auch "zusammengewachsene" Bilder, Aquarelle, Ölkreiden und Collagen von Louise Rösler sind ab 15. Mai im Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Schloßstraße 4, im Ostseebad Kühlungsborn zu sehen (bis 14. August; Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung 03 82 03 / 1 53 39).
Louise Rösler, Tochter des Malers Waldemar Rösler und der Malerin Oda Hardt-Rösler (Pseudonym Xeiner), gilt als Anhängerin des italienischen Futurismus. Ihr Œuvre gliedert sich in drei Phasen. Während sie vor dem Zweiten Weltkrieg eher gegenständliche Motive schuf, widmete sie sich nach dem Krieg der abstrakten Malerei. Während des Krieges, in dem sie ihr Atelier und einen großen Teil ihrer Bilder verlor und aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen wurde sowie "Farbenverbot" erhielt, entstanden Motive, die einem Übergangsstil zuzurechnen sind.
Vor allem Motive aus der Großstadt waren es, die Louise Rösler mit dem Pinsel festhielt. Sie zeichnen sich durch eine besondere Strahlkraft der Farbe aus, vibrieren geradezu vor Nervosität. Voller Dynamik stürzen Formelemente durchs Bild. Klare Farben von ungebrochener Intensität bringen Bewegung in die abstrakt anmutenden Landschaften, in denen der Betrachter oft erst auf den zweiten Blick Altbekanntes - Häuser, Menschen, Straßen, Brücken - entdeckt. Besonders in den Arbeiten der dritten Phase stellt die Künstlerin "das reine Bewegungsgefühl des Stadtmenschen" dar. "Das Atmosphärische der Stadt, wie es Licht und klimatische Verhältnisse hervorrufen", so las man in einem Ausstellungskatalog, "übersetzt sie durch Farben, deren Zusammenklang eine Vorstellung von Jahreszeit, ja Tageszeit und Wetter vermittelt." Faszinierend sind vor allem die Gemälde-Collagen, in denen Louise Rösler neben Farbe auch mit Metall und Plastik arbeitet. Schon lange hatte sie sich für diese Technik begeistern können, "aus banalsten Dingen - meistens Papierfetzchen, die ich auf der Straße finde - etwas Kostbares zu machen".
Die Arbeiten in Papier, die jetzt in Kühlungsborn zu sehen sind, entstanden fast alle im Cuxhavener Atelier der Künstlergilde, weiß Tochter Anka Kröhnke zu berichten. "Meine Mutter liebte die verschiedenen Ateliers sehr, da sie dort endlich Platz hatte zu arbeiten. Zu Hause war es so eng wegen der vielen Bilder, daß man bei jedem Schritt aufpassen mußte, wo man den Fuß abstellte. Mir ist es ein Rätsel, wie sie es überhaupt geschafft hat", wundert sich Anka Kröhnke, deren Initiative es zu verdanken ist, daß heute in Kühlungsborn nicht nur Werke ihrer Mutter Louise Rösler und ihres Vaters Walter Kröhnke, sondern auch der Großeltern eine Heimat gefunden haben. Peter van Lohuizen
Louise Rösler: Regentag in Cux (Ölpastell, 1974) |
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