Systemische Gedanken

Sieben mysteriöse Fotos tauchen in einem Nachlaß auf, sie zeigen einen jungen Mann. Rechtzeitig veröffentlicht, hätten sie vielleicht den Lauf der Geschichte verändert: "Wenn doch bloß der Kurt damals etwas höher geschossen hätte und dem Fremden nicht den Unterleib zerfetzt hätte, sondern das Herz und den Brustkorb, die größte Katastrophe der Weltbühne und vor allen Dingen Deutschlands wäre uns erspart geblieben..." - Hans von Kreskow startet in "Hitler, das Mädchen und der Tod" in eine ominöse Phantasiereise - kurzweilig. SV

Hans von Kreskow / Sabine Welsch-Lehmann: "Hitler, das Mädchen und der Tod", K. Fischer, Aachen 2004, broschiert, 120 Seiten, 9,80 Euro

Als "Ein Gang durch die Geschichte des berühmtesten deutschen Gerichts" ist die Dokumentation "Kammergericht soll bleiben" rundum gelungen. Mehr noch: Rudolf Wassermann legt eine kleine Geschichte der preußischen Justiz an sich vor. Anekdoten werden zusammen mit der historischen Wahrheit

präsentiert. Wer das Entstehen des modernen deutschen Rechts aus seinen preußischen Wurzeln verstehen will, ist mit der an Persönlichkeiten wie großen Zusammenhängen gleichermaßen interessierten Veröffentlichung gut bedient: "Auf der Suche nach einer ,Gegentradition , die der herrschenden konservativen Traditionslinie entgegengestellt werden sollte, hat man 1968 geglaubt, von einer ,aufrührerischen Tradition des Kammergerichts sprechen zu können. Das ist natürlich übertrieben. Dennoch kann man davon sprechen, daß im Vormärz der liberale Zeitgeist auch die Justiz erfaßte. Nicht weniger als 110 Richter und Staatsanwälte gehörten 1848 der Frankfurter Nationalversammlung an, und noch an seinem Lebensabend beklagte sich Bismarck über die liberalen preußischen Kreisrichter..." SV

Rudolf Wassermann: "Kammergericht soll bleiben", Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2004, broschiert, zahlr. s/w Abbildungen, 151 Seiten, 19,80 Euro