Traditionsbruch

Thomas R. P. Mielke erzählt in dem Roman "Gold für den Kaiser" die Geschichte der Kaufmannsfamilie Fugger, einer der mächtigsten des ausgehenden Mittelalters.

Der Autor berichtet, wie der ursprünglich für das Kloster bestimmte jüngste Sohn der Fugger, Jakob, aufgrund der unsicheren Zeiten aus den sicheren Mauern des Klosters in die gefährliche und harte Welt des Handels eingeführt wird.

Für den Leser gut nachvollziehbar beschreibt Mielke, wie der junge Mann die Unterschiede zwischen seinem neuen und alten Leben empfindet und wie nach und nach der Ehrgeiz in ihm wächst, der reichste und mächtigste Kaufmann zu werden. Aufgrund seines Verhandlungsgeschicks und seiner absoluten Hingabe für dieses Ziel rückt er diesem auch stetig näher.

Interessant ist die Bereitschaft des jüngsten Fuggers, mit den althergebrachten Traditionen im Handel zu brechen, um sich den fortschrittlich

eren Methoden zum Beispiel in der Buchführung zu öffnen. Jedoch gilt seine Leidenschaft nicht einzig und allein den nackten Zahlen und der blanken Münze, sondern auch Caterina, der Königin von Zypern.

"Diese Stimme! Ihre Stimme! Er hatte sie nie zuvor gehört. Doch jetzt fuhr sie ihm tief ins Herz, raste als heiße Welle durch seinen Körper, ließ seine Knie zittern und sträubte die Haare in seinem

Nacken. ... Sie standen eine Ewigkeit ohne weitere Worte voreinander. Dennoch erzählten sie sich mit den Augen, wie lange sie sich kannten." Doch die Liebe zu jener Frau, der Jakob Fugger im Laufe seines Lebens immer wieder begegnen wird, bleibt unerfüllt.

Ein durchaus fesselnder Roman, in dem sich die Ränkespiele der Reichen und Mächtigen des Mittelalters widerspiegeln und zugleich das sehr farbige Zeitbild einer Epoche, in der ein neues Weltbild entstand.

Thomas R. P. Mielke: "Gold für den Kaiser", Herbig Verlag, München 2004, gebunden, 424 Seiten, 22,90 Euro