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Ich weiß noch genau, wie ich am 30. Juni abends am Schlesischen Tor aus meinem Auto gestiegen bin. "Normale" Berliner halten sich nicht gerade in dieser Gegend auf, schon gar nicht nach Einbruch der Dämmerung. Klingt dramatisch, ist es auch. Der Mitteleuropäer ist in dieser Ecke Angehöriger einer nationalen Minderheit.
An dem letzten Juniabend aber war alles anders: Unbeschadet ließ sich der Weg zu einem Biergarten zurücklegen. Dort lief das Spiel Italien gegen Ukraine. Deutschland hatte gerade zuvor gegen Argentinien gewonnen.
Doch das wirklich Berauschende war das einmalige Gefühl, mit einer Deutschlandfahne durch die Schlesische Straße zu laufen. Im Traum hätte ich mir nie einfallen lassen, daß das noch mal möglich sein würde.
Und wie sich jetzt zeigt, war es tatsächlich eine Ausnahmesituation. Längst sind die altbekannten Verhaltensmuster in die Problemkieze mit hohem Einwandereranteil zurückgekehrt. Dienstag vergangener Woche eskalierte ein Polizeieinsatz in der Wrangelstraße, einer Parallelstraße der Schlesischen Straße. Zwei Polizisten wurden verletzt.
Angefangen hatte alles mit zwei Zwölfjährigen, die versucht hatten, einem 15jährigen seinen MP3-Spieler abzunehmen. Als die Polizei die beiden kriminellen Kinder am Schlafittchen greifen wollte, rotteten sich an die 100 Passanten - vor allem Jugendliche - zusammen und gingen gegen die Polizisten vor. Die Beamten mußten Verstärkung anfordern.
Zwei Tage später drang eine Gruppe bewaffneter Türken in die nahegelegene Eberhard-Klein-Oberschule (Zuwandereranteil 100 Prozent) ein. Die acht zum Teil maskierten Täter gingen auf einen Schüler los, den sie mit Messerstichen verletzten.
Die Massenmedien berichteten über diese und eine Vielzahl kleinerer Ereignisse zunächst wie gewohnt: ohne die Herkunft der Täter zu erwähnen. Allerdings ahnt der Durchschnitts-Berliner, daß, wenn im Radio oder in der Zeitung gemeldet wird, "100 Personen greifen in Kreuzberg eine Polizeistreife an", sich dahinter nicht der deutsche Michel verbirgt.
Inzwischen sind die Medien dazu übergegangen, von "Tätern mit Migrationshintergrund" zu reden. Als ob wir nicht alle wüßten, daß es sich fast ausnahmslos um Türken und Araber handelt.
Aber die Annahme, daß ängstlich auf "politische Korrektheit" bedachte Medien irgendwann einmal dazu übergehen, die Probleme bestimmter Einwanderergruppen offen zu benennen, ist wohl genau so abwegig wie die Hoffnung, daß ich jemals wieder mit einer Deutschlandfahne durch Kreuzberg laufen kann, ohne schief angeschaut zu werden. |
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