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Man mag es kaum glauben, aber kommenden Sonntag vollendet der seit dem Tode Fritz Walters mittlerweile älteste unter den Ehrenspielführern der deutschen Fußballnationalmannschaft sein 70. Lebensjahr. "Uns Uwe", wie ihn nicht nur seine Hamburger Mitbürger liebevoll nennen, kam am 5. November 1936 als drittes Kind von Erwin und Anni Seeler im Hamburger Stadtteil Eppendorf zur Welt. Mit dem vereinsmäßigen Fußballspielen begann der Mittelstürmer bereits mit neun Jahren beim Hamburger Sport-Verein (HSV). Ungeachtet seiner Erfolge und trotz Abwerbungsversuchen sollte der Hamburger zeit seiner sportlichen Laufbahn seinem HSV treu bleiben, was sicherlich zur Popularität des bescheidenen Hamburgers beigetragen hat.
Bereits mit 16 Jahren spielte Seeler in der ersten Mannschaft seines Vereins. Es bedurfte extra einer Sondergenehmigung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), daß das Ausnahmetalent bereits ab 1954 in der seinerzeit höchsten Liga, der Oberliga, regelmäßig spielberechtigt war.
Noch im selben Jahr wurde er - so jung wie kein anderer in der DFB- Geschichte - Mitglied der National mannschaft, allerdings erst nach deren legendärem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft in Bern. So blieb Seeler im Gegensatz zu den anderen Ehrenspielführern der deutschen Fußballnationalmannschaft ohne WM-Titel. Daß er trotzdem in diesen kleinen, erlauchten Kreis aufgenommen wurde, spricht für sich.
Sein größter Erfolg mit der Nationalmannschaft, deren Kapitän er 1961 wurde, war 1966 der Vizeweltmeistertitel. Das Finale gegen die britischen Gastgeber, das durch das umstrittene Wembleytor entschieden wurde, ist Legende. Das herzbewegende Bild des geschlagenen Spielführers, der sichtbar sein Letztes gegeben hat, ging um die Welt. Bei der WM 1970 gelang Seelers Mannschaft die erfolgreiche Revanche. In der 82. Minute gelang dem Kapitän mit dem Hinterkopf das 2:2, das Deutschland die Verlängerung brachte, aus der es mit einem Tor von Gerd Müller als Sieger hervorging. Das Tor zum Halbfinalspiel gegen Italien, das 4:3 verlorenenging, aber ein "Jahrhundertspiel" wurde, war geöffnet. Nach der Mexiko-WM und seinem 72. Länderspiel, mit dem er den seit 1942 bestehenden Rekord Paul Janes brach, beendete Seeler am 9. September 1970 seine Karriere als Nationalspieler.
Wie auf der internationalen Bühne mit der Nationalmannschaft setzte Seeler auch mit seinem HSV auf nationaler Ebene Maßstäbe. Mit 137 Bundesliga- und 21 Europapokaltoren dürfte er noch immer der erfolgreichste Torschütze seines Vereins sein. Nach 239 Bundesliga- und 29 Europapokalspielen beendete Seeler 1972 mit einem Spiel des HSV gegen eine Weltauswahl nach seiner Nationalmannschafts- nun auch seine Vereinskarriere.
Als sich sein HSV Mitte der 90er Jahre in einer schweren Krise befand, ließ Seeler sich als deren Präsident in die Pflicht nehmen. Im Gegensatz aber zu Franz Beckenbauer bei Bayern München agierte Seeler nur mit wenig Fortune, so daß die Präsidentschaft nur drei Jahre währte. Der ausbleibende Erfolg als Vereinspräsident änderte jedoch nichts an der großen Popularität, der sich der Hamburger nicht nur, aber vor allem in seiner Heimatstadt erfreut. So ließen seine Mitbürger den Vater dreier Töchter 2003 mit der Ehrenbürgerschaft ihre über den Sport hinaus höchste Ehrung zuteil werden. |
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