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Maßgeblich an der Gründung des Berliner Brücke-Museums beteiligt war Karl Schmidt-Rottluff, der als Initiator des 1967 eröffneten Hauses gilt. Am 80. Geburtstag des Künstlers war die Idee entstanden, ein solches Museum ins Leben zu rufen. Schmidt-Rottluff hatte dem Land Berlin eine großzügige Schenkung in Aussicht gestellt, sollte diese öffentlich präsentiert und konservatorisch betreut werden. Das Brücke-Museum gilt nun seit langem als das Haus für expressionistische Kunst in Deutschland. Darüber vergißt man gern, daß es noch andere Museen gibt, die sich glücklich schätzen können, Werke von Karl Schmidt-Rottluff zu besitzen. So beherbergen die Kunstsammlungen Chemnitz heute 52 Gemälde, eine Plastik, 250 graphische Blätter und sechs kunsthandwerkliche Arbeiten des Künstlers, eine der weltweit größten Sammlungen mit Werken des Malers. 80 dieser Meisterwerke sind nun noch bis zum 25. September in der Stadthalle Balingen zu sehen (täglich 10 bis 19 Uhr). Zu der Ausstellung ist ein sehr geschmackvoll gestalteter Katalog mit ungewöhnlich vielen Schwarzweißfotos aus dem Leben des Künstlers erschienen (Hrsg. Roland Doschka, Prestel Verlag, München, 192 Seiten mit 250 Farbabbildungen, Leinen, 49,95 Euro). Beiträge von ausgewiesenen Fachleuten befassen sich mit dem reichen Leben des Malers, das exemplarisch stehen kann für ein deutsches Künstlerschicksal des 20. Jahrhunderts. In seinem einzigartigen Œuvre "spiegeln sich nicht nur die Geschichte der deutschen Moderne", so Doschka erläuternd, "sondern auch die Strömungen, die diese Moderne mitgeprägt haben: die französischen Fauves um Henri Matisse, das Werk van Goghs und Paul Gauguins, die Arbeiten Emil Noldes und Edvard Munchs und die ausdrucksvollen Skultpuren Afrikas".
Daß die Künstler der Brücke nicht nur selbst von außen beeinflußt waren, sondern auch ihrerseits Bewegung in die Kunstszene brachten, zeigt eine Ausstellung in der Kunsthalle in Emden. Dort sind noch bis zum 16. Oktober unter dem Titel "Von der ,Brücke bis heute" Werke der Gruppenmitglieder aus der Sammlung Henri Nannen zu sehen, aber auch solche von Künstlern, die von Pechstein, Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff geprägt wurden. Von Mitgliedern des "Blauen Reiters" über Modersohn-Becker, Kokoschka, Rohlfs und Beckmann bis hin zu Hödicke und Fetting reicht die Reihe. Strahlende Farben und impulsive Pinselführung prägen diese Kunst, die spontan und expressiv war und ist. Bei Karl Schmidt-Rottluff ist es die Kraft der Farbe, die sein Werk so unverwechselbar macht. Sein Bekenntnis: "Malerei ohne Farbe ist ohne Herz." os |
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