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Kürzlich nahm der Berliner Anthropologe Alexander Schuller in der "Welt" zu dem immer schwindelerregenderen Phänomen des Selbsthasses Stellung indem er polemisch fragte: "Haben die Deutschen den Deutschenhaß der anderen s gierig aufgenommen, um ihn als Geschenk zu verinnerlichen?"
Den gelehrten Mann plagt jenes Phänomen "der Begeisterung mit der unlängst die wilde These des Daniel Goldhagen aufgenommen wurde, nach der alle Deutsche ontologisch Antisemiten seien". Er fügte zur Ergänzung noch die Wehrmachtsausstellung an, die mit ihren windigen Behauptungen "einen ähnlichen Jubel ausgelöst" habe. Al Mutmaßung für die ständig sich steigernde deutsche Selbstgeißelung unterstellt er, die "Deutschen wollten die geheime Botschaft der Wehrmachtsausstellung offenbar so weni zur Kenntnis nehmen, wie Reemtsma sie preisgeben wollte: ihren schwärmerische Deutschenhaß." Gibt es das, einen schwärmerischen Hang zum Untergang, eine verklärten Ausstieg aus der Geschichte? Der inzwischen verstorbene Berliner Soziolog Richard Löwenthal führte einmal bei anderer Gelegenheit in den späten 70er Jahren aus daß der Haß auf die deutsche Geschichte bei gerade den besten der Jungen so stark sei daß sie eher in größter Bescheidenheit in der Dritten Welt als im eigenen Land dienen.
Nimmt man das sozialromantische Verbrämungswerk noch hinzu, so treten schnell die Konturen der 68er Terroristen hervor. Mord aus Scham, aus Selbsthaß? Es wäre nicht da erste Mal, daß die Form der individuellen Selbstverachtung in die de Großgruppenverachtung umschlägt. Bekannt ist das in seiner Konsequenz erschütternd Beispiel des Selbstmordes des hochbegabten jungen Schriftstellers Otto Weininger, de vermutlich jene seltsame Mixtur von jüdischem Selbsthaß, unerlöster Erotik un mißverstandener Religion zum Revolver greifen ließ. Aber kann jenes Einzelfallbeispie summarisch für unsere Geschicke stehen? Vermutlich nicht, weil das dramatische Exempe des jungen Wiener Juden sich politischer Annäherung entzieht. Politisch weiter un aufschlußreicher führt vielleicht das Beispiel des ehemaligen SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel, den auch Schuller anführt. Vogel war es, der sich vor der beherzte Intervention der beiden ausländischen Historiker, mit Vehemenz für die Propagierung de dubiosen Wehrmachtsausstellung einsetzte.
Ein SPD-Genosse, den die Scham umtrieb? Vermutlich nicht, Vogel wa Hitlerjugend-Führer, sein Vater NS-Dozentenbundführer an der Universität Gießen. Die Furcht, gebündelt mit kompensatorischem Aktionismus drängte hier vermutlich zu vorauseilenden Gehorsam, kaum Selbsthaß. Aber als Argument für die Gegenwart kann auc dies kaum ausreichen: Wer eine höhere Funktion in der NS-Zeit innehatte, muß heutzutag weit über 80 Jahre alt sein. Der Selbsthaß geht aber zumeist von den (West-) Deutsche aus, die zwischen 40 und 60 Jahre alt sind und häufig Entscheidungsträger in Politik Wissenschaft, Wirtschaft und Kirche sind, in Österreich ist er in dieser Schich ebensowenig verbreitet wie in Mitteldeutschland. Insbesondere in Mitteldeutschland ist e das erhalten gebliebene etatistische Denken und Fühlen, das mit verblüffend sachliche Nüchternheit Wollen und Absicht des Auslands erkennt und auch innere Quertreiber, die de Gesamtwohl grob entgegenstehen, kaum duldet; beides bietet aber keine Angriffsfläche fü Selbsthaß.
Schuller liefert schließlich noch eher beiläufig den Hinweis, daß de "Deutschenhaß im Ausland seine spezifischen innenpolitischen Funktionen zu erfülle hat". Selbstverständlich liegt hier, neben der notorisch schwachen inländische "Elite", der entscheidende Punkt. Das Wirken des Auslandes ins Innere ist nich nur eine verlängerte Funktion und Folge, die sich aus den verbliebenen und unmittelba nach dem Krieg installierten Außenposten der jeweiligen Siegermächte ergibt, sie is auch, bei stetiger Abnahme und Resignation der "Anderswisser", der allmählich Triumph und die Verankerung der auswärtigen Propagandathesen in die tiefere Seelenschichten des deutschen Volkes. Das Ausland will, wen sollte es wundern, den Sie auf Dauer.
Insofern wandelte sich der Zusammenbruch in einen Tag der Befreiung, führte die blutige Austreibung der Deutschen aus Deutschland zu Diffamierung der Vertriebenen, wurd das Honecker-Regime bis zur Selbstauflösung von Bonn gehätschelt und vom Ausland hofier und die korrigierende Hand an die deutsche Geschichte solange angelegt, bis sie zu eine großen "Verbrecherkartei" (S. Bondarew) wurde |
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