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Die englische Tageszeitung "The Daily Telegraph" meldete am 2. April dieses Jahres aus Frankreich, daß der Soldatenfriedhof in dem nahe Calais gelegenen Ort Etaples, auf dem die sterblichen Überreste von 11.000 britischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg liegen, geschändet worden sei.
Die Vandalen sprühten mit roter Farbe auf das große Ehrenmal am Eingang des Friedhofes in riesigen Buchstaben und fehlerhaftem Englisch "Rosbeefs go home" und auf Französisch mehrere anti-britische und anti-amerikanische Parolen, so "Mort aux Yankees" (Tod den Nordamerika nern) und "Sadam vaincra et fera couler votre sang" (Sadam wird siegen und Euer Blut vergießen). In anderen Schriftzügen wird gefordert, die Briten sollten die Gebeine ihrer Gefallenen ausgraben, da sie die französische Erde vergiften. Erst nachdem zahlreiche Besuchergruppen den Friedhof und damit auch die Schmähungen gesehen hatten, wurden sie der für den Friedhof zuständigen Common- wealth War Graves Commision gemeldet, die die Graffitis beseitigte.
Die große britische Zeitung bringt die Schmierereien, zu denen auch das (grob fehlerhafte) Malen eines Hakenkreuzes gehört, in Zusammenhang mit der französischen Weigerung, sich am Krieg der USA und Großbritanniens gegen den Irak zu beteiligen. Der Vandalismus sei die jüngste Tat in einer ganzen Reihe anti-britischer und anti-amerikanischer Demonstrationen in Frankreich. Dazu gehörten die gegen den Krieg gerichteten Massenaufmärsche in Paris und überall im Lande, auf denen britische und US-amerikanische Flaggen verbrannt wurden, die zahlreichen Angriffe auf Juden sowie die Sprechchöre, in denen zur Unterstützung von Saddam Hussein und Osama bin Laden aufgerufen wurde. Der Daily Telegraph meint, daß Schmierereien gerade in der Stadt Etaples bezeichnend seien, habe sich doch in unmittelbarer Nähe das große Lager für illegale Einwanderer Sangatte befunden, das jetzt aufgelöst worden sei. Traditionell sei diese Gegend stets von den Sozialisten beherrscht worden, doch habe die Massierung illegaler Einwanderer gerade hier der "Front National" großen Auftrieb gegeben.
Der Parlamentsabgeordnete der Region, der ehemalige sozialistische Kultusminister Jack Lang hat die Friedhofsschändung scharf verurteilt. "Daß wir mit der amerikanischen und britischen Regierung nicht übereinstimmen in der Irak-Politik bedeutet nicht, daß wir damit den Weg frei gegeben haben, das Andenken der für unser Land gefallenen Briten und Amerikaner zu beschädigen," sagte er. Dem Daily Telegraph scheint diese Distanzierung aber nicht ausreichend zu sein, denn die Zeitung weist darauf hin, daß bei den vielen gegen den Krieg gerichteten französischen Demonstrationen gerade Schulkinder immer wieder haßerfüllte Sprechchöre gegen Israel und die USA gerufen hätten.
Es wird schließlich vermerkt, daß der französische Außenminister de Villepin sich kurz vor den Schmierereien geweigert hat, die Frage zu beantworten, wem er den Sieg wünscht: den USA oder dem Irak. Das dürfte Gruppen von Moslems in Frankreich erst recht dazu ermutigt haben, auf die Weise, wie jetzt in Etaples geschehen, gegen alles Britische und Amerikanische aufzutreten. Dr. Hübner |
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