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Düsseldorf Die Fotoausstellung "Vergessene Kultur Kirchen in Nord-Ostdeutschland" wurde von Landtagspräsident Ulrich Schmidt in der Wandelhalle des nordrhein-westfälischen Landtages eröffnet. Das Landtagspräsidium hat damit einen Vorschlag des BdV-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen aufgegriffen, der gemeinsam mit der LO-Landesgruppe bereits 1998 an das Präsidium herangetragen worden war.
Die Ausstellung erinnert an "ein europäisches Kulturgut, was lange Jahre vergessen war und sich deshalb am Rande der baulichen Zerstörung befindet", sagte Landtagspräsident Schmidt in seiner Eröffnungsansprache. 40 Schautafeln mit Begleittexten zeigen das Schicksal von 30 der ehemals insgesamt 224 Kirchen des Königsberger Gebiet s. Von den 224 Kirchen sind 91 völlig vernichtet und 67 Ruinen, stellte Dr. Gerhard Dolliesen von der Ost-Akademie in Lüneburg dar. Nur in 22 Kirchen finden heute noch oder wieder Gottesdienste statt.
Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit zwischen dem russischen Fotografen Anatolij Bachtin und Gerhard Dolliesen. Bereits Ende der siebziger Jahre hatte Bachtin begonnen, sich mit den historischen Baudenkmälern des nördlichen Ostdeutschland zu beschäftigen. Er fotografierte und befragte die Anwohner zur Geschichte der Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei sollte kein "nostalgischer Rückblick entstehen, sondern auf das Problem des Verfalls einer einmaligen Kulturlandschaft aufmerksam gemacht werden", führte Gerhard Dolliesen aus. Daß letztlich ein Buch über die ostdeutschen Kirchen entstand, hat vor allem mit dem landschaftsprägenden Charakter der Gotteshäuser zu tun, die bis auf wenige Ausnahmen etwas erhöht stehen. Sie sind daher für das äußere Erscheinungsbild der ostdeutschen Landschaft besonders charakteristisch.
Obwohl viele Kirchen den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatten, haben jahrzehntelange Zweckentfremdung und das Fehlen jeglicher Instandhaltungsmaßnahmen einen großen Teil der Kirchen völlig verfallen lassen. Trotzdem gibt es gemeinsame deutsch-russische Initiativen zum Wiederaufbau von Gotteshäusern, wie etwa in Tharau, Arnau und Groß Legitten. Die Initiativen gehen sowohl von ostdeutschen Heimatvertriebenen, aber auch von Westdeutschen aus. So bemüht sich der BdV-Landesverband Nordrhein-Westfalen um die Kirchen von Tharau und Kumehnen, aber auch um die Ordensburg in Schaaken. "Ich bin außerordentlich erfreut, daß es Bemühungen gibt, vergessenes Kulturgut nicht nur in Erinnerung zu rufen, sondern mitzuhelfen, die ursprüngliche Nutzung wiederherzustellen, zum Beispiel Kirchen wieder zu Gotteshäusern zu machen", ermutigt Landtagspräsident Schmidt diese Initiativen.
Die Ausstellungseröffnung wurde von knapp 150 Menschen begleitet, nicht nur von Ostdeutschland, sondern auch von Düsseldorfern und Rheinländern aus der Umgebung. Für den Landtag eher ein ungewöhnliches Erlebnis, werden die meisten Ausstellungen doch mehr oder weniger unter Ausschluß der Öffentlichkeit eingeweiht. "Die lebhafte Resonanz der Besucher ist der Beweis dafür, daß "Kirchen in Nord-Ostdeutschland" die Menschen bewegt. Selten haben sich hier im Landtag nach der Ankündigung einer Wanderausstellung so viele Bürger gemeldet, die ihr Interesse bekundet haben und heute morgen gekommen sind", lobte Schmidt die Initiative des BdV. Während der Ausstellungseröffnung und der folgenden Einführung wechselten bei den interessierten Besuchern ungläubiges Staunen und Betroffenheit mit der Zuversicht, daß sich nun nach dem Fall des Eisernen Vorhang etwas ändert, ab. Es bleibt zu hoffen, daß nicht nur die Besucher, sondern auch die nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten die große Aufgabe erkannt haben, die zur Rettung einer einmaligen Kulturlandschaft vor uns liegt.
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