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Vom Irakkrieg bis zur Gustloff

 
     
 
Über 100 Teilnehmer konnten bei der Kultur- und Frauentagung der Landesgruppe NRW begrüßt werden - allerdings nicht vom Landesvorsitzenden Dr. Dr. Ehrenfried Mathiak. Der Rest des Vorstandes aber, Frauenreferentin Heinke Braß und Kulturreferentin Dr. Bärbel Beutner, führten eine gelungene und zufriedenstellende Tagung durch, unterstützt von den Bezirksreferenten, von den interessierten Landsleute
n und ganz besonders von der Geschäftsführerin Brigitte Gomolka.

Hochkarätige Referenten hatten bereits im Vorfeld für die rege Beteiligung gesorgt. Der Vortrag von Elisa Wachtner, über die "Aktuelle politische Entwicklung" hatte ein Interesse erweckt, das nicht enttäuscht wurde. Seine These, die USA wollten im Irak-Konflikt eine neue Weltordnung in den Nahen Osten bringen und dabei in Abrede stellen, daß auch Interesse am Öl besteht, verschärfte er noch durch die Erklärung, die USA würde konsequent die Vormachtstellung in der Welt zu erringen versuchen und dabei jeden Konkurrenten, sei es Japan, Rußland oder die Bundesrepublik, entsprechend verfolgen. Dabei gehe es nicht nur um die wirtschaftliche, sondern auch um die kulturelle Vormachtstellung, um eine Amerikanisierung aller Lebensbereiche. Begreiflicherweise löste der Vortrag eine lange und intensive Aussprache aus, wobei der Referent alle Fragen geduldig beantwortete.

Der Nachmittag stand ganz unter dem Eindruck der Ausführungen von Heinz Schön über den "Untergang Ostpreußens" mit dem Schwerpunkt Gustloff-Katastrophe. Obwohl alle Anwesenden über die Vorgänge am 30. Januar 1945 informiert waren, löste der detaillierte Bericht dieses Zeitzeugen, der in der Aufarbeitung des größten Schiffsunglücks der Seefahrt sein Lebenswerk sieht, allgemeine Erschütterung aus. Heinz Schön konnte als Überlebender der Ka- tastrophe nicht nur alle Einzelheiten des Schiffsuntergangs schildern, seine jahrzehntelangen Recherchen brachten neue Informationen, zum Beispiel über die genaue Zahl der Opfer oder über den Umgang der Russen mit dieser "Heldentat". Beeindruckend schilderte er die Reaktion des russischen Publikums in Königsberg, das bei einem seiner Vorträge einmütig den Opfern der "Gustloff" die Totenehrung erwies.

Im Anschluß an den Vortrag von Heinz Schön wies Bärbel Beutner nach, daß Günter Grass in seinem Bestseller "Im Krebsgang" die Bücher von Heinz Schön verarbeitet hat. Er konnte auf das umfangreiche Material zurückgreifen, das er so geschickt verarbeitet, daß der unbedarfte Leser den Eindruck erhält, hier sei ein ungeheures Quellenstudium betrieben worden. Bärbel Beutner stellte einige Stellen aus Heinz Schön's Buch "Die Gustloff-Katastrophe" und aus dem "Krebsgang" gegenüber: Die Beschreibung des KdF-Schiffes, der Unterbringung der Schwangeren und Gebärenden am 30. Januar 1945, der Torpedierung und des Untergangs bei Festbeleuchtung. Die Übereinstimmung war augenfällig. Heinz Schön berichtete von einem positiven Austausch mit Günter Grass, der sich auch in der Presse widerspiegelte, aber deutlichere Hinweise des Bestseller-Autors auf seine Informationsquellen wären wünschenswert.

Das gut gemischte Programm bot den Landsleuten eine Dia-Reise gegen Osten, die Heinke Braß vorführte. Die Kaschubei, Danzig, die Marienburg und Königsberg wurden "angesteuert", wobei die sachgerechten Erläuterungen der Referentin auch den Zuhörern Lernzuwachs boten, die alle Orte schon selbst besucht hatten. Sei es Funktion des Krantores oder das Vier-Straßen-System einer Hansegründung, das vom Turm des Danziger Rathauses aus zu erkennen ist, die genaue Beschreibung des Torhauses der Marienburg oder des Rautenmusters im Mauerwerk der Ordensbauten - alles war auch den Kennern nicht bekannt.

Elly Weber erfreute mit heiteren Beiträgen in Mundart. Der trinkfeste Pfarrer erntete Gelächter mit seiner letzten Predigt an seine Schäfchen, die der Teufel holen soll, wenn sie trotz seiner Bemühungen nicht in den Himmel kommen. Und auch das Malheer mit dem aufgeplatzten Kleid auf der Tanzfläche rief keineswegs Mitgefühl hervor. B. Beutner

Ihre Vorträge faszinierten und informierten die Zuhörer: Dr. Bärbel Beutner, Christine Andree und Heinz Schön (v.l.).
 
     
     
 
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